
25 Jahre Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor
Der Hamburger Chor feiert sein Jubiläum mit einem Konzert im Großen Saal der Elbphilharmonie
Zwanzig Jahre lang war Carl-Philipp-Emanuel Bach, der bekannteste von Johann Sebastians Söhnen, als Musikdirektor in Hamburg tätig, bis er 1788 starb. Man nennt ihn auch den Hamburger Bach. Seinen Namen übernahm ein Chor, zu dem sich vor 25 Jahren rund 90 Sänger und Sängerinnen in Hamburg
zusammenfanden. Das Jubiläum feiert der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor nun mit einem großen Festkonzert in der Elbphilharmonie und einem kleinen Musikfest, das dem Komponisten und seinem Werk gewidmet ist.
„Wir haben uns als freies Ensemble gegründet, das keiner Institution angehört“, erklärt Sophie Werkmeister, die für die Konzertplanung und das künstlerische Management verantwortlich ist. „Da-
durch konnten wir frei operieren, ein breites Repertoire anbieten und mit vielen unterschiedlichen Partnern arbeiten.“ Das ist bis heute so geblieben. Das Repertoire reicht vom A-capella-Gesang bis zur großen Oper, vom Frühbarock bis zu neuen Kompositionen. Konzertprojekte und Gastspiele gab es mit namhaften Orchestern wie dem City of Birming-ham Symphony Orchestra, Gäste waren die Pianistin Martha Argerich und die Gesangsstars Simone Kermes, Christian Gerhaher und Michael Volle.
Die Mitglieder des Chores sind gut ausgebildete Laien oder professionelle Sängerinnen und Sänger. Die meisten arbeiten außerdem in verschiedenen anderen Berufen. Eine musikalische Vorbildung müssen jedoch alle mitbringen, um das vielfältige Repertoire bewältigen
zu können. Und noch etwas gehört dazu: „Die vielen Proben und Konzerte führen automatisch dazu, dass man mit voller Leidenschaft
dabei sein muss“, sagt Sophie Werkmeister. „Wir leben nicht vom Singen, aber für das Singen.“
Damit dem Chor der Nachwuchs nicht ausgeht, wird die Kooperation mit Musikhochschulen im norddeutschen Raum und sogar mit
dem Mozarteum in Salzburg gepflegt. Seit 2021 gibt es die Konzertreihe „CPEB Young Artists“, die es jungen Sängern in der Ausbildung ermöglicht, solistisch aufzutreten. „Wir kooperieren auch mit Orchestern und Chören der Hochschulen, um groß besetzte Programme
zu ermöglichen“, sagt Werkmeister. So wurde mit der Musikhochschule Rostock das „War Requiem“ von Benjamin Britten realisiert, ein
Werk für großes Orchester und Chor, das nach jeweils getrennten Proben zusammen in Rostock und im Hamburger Michel aufgeführt
wurde. Werkmeister: „Das war für alle ein tolles Erlebnis und auch eine gute Lerngelegenheit für die Studierenden.“ Für ein weiteres
gemeinsames Projekt bleiben die beiden Partner in Kontakt.
Die Mitgliederzahl des Chores blieb lange Zeit ziemlich konstant. Bis die Corona-Pause kam. Da musste sich so manch einer neu orien-
tieren. „Die schöpferische Stille war natürlich sehr schwierig“, erklärt Sophie Werkmeister, „aber die Pandemie war auch so etwas wie ein Katalysator für eine neue Entwicklung, um alte Strukturen aufzubrechen und sich irgendwie neu zu finden.“ Nach Corona gab es guten
Zulauf von jüngeren Sängerinnen und Sängern, und es konnten viele Einladungen, die liegen geblieben waren, nachgeholt werden. Ins-
gesamt gab es im letzten Jahr zwölf Konzerte. Werkmeister: „Wir haben richtig viel neuen Schwung bekommen.“
Mit diesem Schwung geht es auch ins Jubiläumsjahr. Das Festkonzert ist erst der Anfang. Mit ihm wird vor allem an Carl Philipp Emanuel
Bach erinnert, der im 18. Jahrhundert berühmter war als sein Vater. Heute gilt er als revolutionärer Erneuerer der barocken Musik und
Wegbereiter für die Wiener Klassik, die danach kam. Sein „Magnificat“, das er 1749 auf Anraten seines Vater schrieb, um sich in Leipzig
für die Stelle des Thomaskantors zu bewerben – ohne Erfolg allerdings -, und sein Oratorium „Auferstehung und Himmelfahrt Jesu“ stehen
auf dem Programm. Dazu kommt eine Uraufführung: Fredrik Schwenk, Professor für Musiktheorie und Komposition an der Hamburger
Hochschule für Musik und Theater, vertonte den zehnten Psalm „Ut quid, Domine“. „Damit schlagen wir den Bogen über rund 250 Jahre Musikgeschichte von Bach bis zu der Tonkunst unserer Zeit“, sagt Sophie Werkmeister. Sie hatte den Kontakt zu Professor Schwenk
hergestellt. „Schon in den ersten Gesprächen haben wir unsere gemeinsame Leidenschaft für Carl Philipp entdeckt“, erzählt sie.
Geleitet wird das Konzert von Hansjörg Albrecht, dem künstlerischen Berater, ständigen Dirigenten und Visionär des Chores. Künstlerischer
Partner ist das Thüringer Bach Collegium, ein neues erstklassiges Barockorchester, das sich aus Mitgliedern der Staatskapelle Weimar
unter Leitung von Konzertmeister Gernot Süßmuth gegründet hat und in Arnstadt in der Nähe von Weimar, Bachs Geburtsstadt, beheimatet
ist. Auch in der Heimat der Bach-Familie, in Leipzig und Eisenach, wird der Chor im Anschluss mit dem Festkonzert gastieren. Dazu gesellen
sich erstklassige, international berühmte Gesangssolisten wie die Sopranistin Chen Reiss und der Bariton Michael Volle.
Für die Zukunft hat sich die ehrgeizige Managerin des Chores viel vorgenommen. „Wir wollen Carl Philipp in Hamburg zentraler machen“,
erklärt Sophie Werkmeister. Teil des Programms dafür ist die Gründung der CPEB-Akademie, die mit Rahmenveranstaltungen, Konzert-
einführungen und Gesprächen den Komponisten und sein Werk zu einem Schwerpunkt in Hamburgs Kulturleben machen soll. Und mehr
noch: „Wir haben uns freigeschwommen und uns am Hamburger Markt eine gute Position im professionellen Segment erarbeitet.
Jetzt möchten wir viel reisen und als Kulturbotschafter Hamburgs den Namen Carl Philipp Emanuel Bachs in die Welt hinaus tragen. Sein
Name steht für uns als Fixstern für Tradition und Erneuerung.“
Interview: Brigitte Ehrich
Termine:
ERÖFFNUNGSKONZERT CPE-BACH-FEST
Laeiszhalle, Großer Saal, Freitag, 21.04. um 20 Uhr
Karten für Wahl-Abo und Kaufkarten zu € 26,00
JUBILÄUMSKONZERT
Elbphilharmonie, Großer Saal, Dienstag, 25.04. um 20 Uhr
Karten für Wahl-Abo (Zuzahlung € 12,00) und Kaufkarten zu € 32,00.
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