
LaLeLu - immer ein bisschen unbeschreiblich
30 Jahre Satire, Gesang und Komik: die A-cappella-Band LaLeLu feiert Jubiläum und ist mit
ihrem „Best of“-Programm beim Kabarettfest im Lustspielhaus zu Gast
LaLeLu-Gründungsmitglied Jan Melzer erzählt, wie alles begann und was daraus wurde
inkultur: Wie kam es zur Gründung der A-cappella-Gruppe?
Jan Melzer: Es gibt doch diesen alten Witz: „Aus Spaß wurde Ernst, und Ernst ist heute 30 Jahre alt.“ Wir sind stolz zu sagen: Genauso ist es bei LaLeLu. Wir wollten damals lediglich drei Lieder a cappella
auf einer Semesterparty der Hamburger Musikhochschule singen. Das fand so ein begeistertes Echo,
dass wir beschlossen, daraus eine feste Band zu machen. Als wir dann diese drei Lieder auf Kassette (!)
an den bundesweiten Wettbewerb „Jugend kulturell“ schickten, wurden wir prompt angenommen und
mussten innerhalb von einem Monat für den Contest aus diesen drei Liedern ein abendfüllendes Pro-
gramm schustern. Zack, 2. Platz! Das war 1995 und seitdem gibt es LaLeLu. Eigentlich hatten wir näm-
lich gymnasiales Lehramt studiert und wollten ganz artig sein. Hat nicht geklappt …
Wieso haben Sie sich nach einem Schlaflied benannt, das von Heinz Rühmann 1955 in einem
Film gesungen wurde?
Die Konsequenz, dass wir ja dann nach einem Schlaflied heißen werden, haben wir damals nicht be-
dacht! (lacht). Es war nämlich ganz anders, am anderen Ende der Skala: Wir waren große Fans der
Satire-Zeitschrift „Titanic“ und dort besonders von den Büttenreden von Simon Borowiak, „Hessen
nimmt Abschied von …“. 1995 verstarb Heinz Rühmann und die Titanic rechnete mit ihm ab. Dieser
schwarze Humor war genau unser Ding und nach dem Schlusssatz „Drum klapp de Deggl ganz fest
zu, sonst singt er wiedä LaLeLu“ wussten wir: So wollten wir heißen. Absurd? Wir lieben so etwas.
Um das zu feiern, singen wir das ganze Gedicht in unserem Jubiläumsprogramm als klassische Mo-
tette, was sonst? Das ursprüngliche Schlaflied singen wir übrigens auch. Wenn auch in sehr eigenen
Versionen.
Sie werben mit den Begriffen virtuos, anarchisch, lustig, politisch, wild – war das von Anfang an
Ihr Konzept?
Wie unsere Namensherkunft von der Titanic andeutet (s.o.), haben wir eine satirische und etwas anar-
chische Grundströmung in unserem künstlerischen Denken, die uns immer schon begleitet. Gleichzeitig
verbindet uns als ehemalige Musikstudenten eine tiefe Leidenschaft zur Musik. Für einen gelungenen
Septnonakkord könnten wir töten. Wir lieben die Oper genauso wie den Jazz und Death-Metal. Unsere
Spezialitäten, wie die Parodien von Tobias Hanf (Bass und Parodist), haben sich aber erst mit den
Jahren entwickelt. Heute hat er eine feste Solonummer im Programm, auf die alle warten, und zerlegt
Habeck, Merz und Co.
Ihr musikalisch-kabarettistisches Spektrum ist breit gefächert. Was macht Ihnen am meisten
Spaß?
Das ist das Problem: Uns macht alles Spaß! Wenn wir, wie im Programm zu hören, die Texte von Baller-
mann-Hits auf „Zauberflöte“ und „Carmina Burana“ legen, wenn wir auf unsere Reisekoffer eintrommeln,
wenn wir uns musikalisch in den mystischen Sphären skandinavischer Nordlichter verlieren oder eins
unserer berühmten Medleys abfeuern, dann haben wir Spaß! Vielleicht ist es dies: Wir versuchen, jeden
Sound, jede Parodie, jeden Stil perfekt abzubilden.
Sie und Tobias Hanf sind noch immer bei LaLeLu dabei. Die Gründungsmitglieder Sören Sieg
und Stefanie Hofmann wurden inzwischen durch Frank Valet und die Finnin Sanna Nyman
ersetzt. War es schwer, für die ausscheidenden Mitglieder Nachfolger zu finden, die stimmlich
und persönlich in die Gruppe passten?
Wir hatten immer eine wahnsinnige Angst, wenn wir ein Mitglied „verloren“ haben. Aber Pustekuchen!
Dadurch, dass man wie Dieter Bohlen bei DSDS gemütlich an einem Jurytisch sitzend diverse Castings
durchführen kann, bis man restlos mit den Neuen zufrieden ist, haben wir uns bei jedem Personal-
wechsel gesteigert! Tatsächlich ist unsere Erkenntnis: Die künstlerische Person LaLeLu ist größer als
seine Mitglieder! Wahrscheinlich sogar größer als ich! Mistekiste!
Wer hat welche Aufgaben in der Gruppe?
Die Texte und Musik schreiben wir alle zusammen. Den Löwenanteil hat allerdings unser ehemaliger
Mitsänger Sören Sieg, der neben dem Lehramt auch Komposition studiert hat und dazu als Schriftsteller
erfolgreich ist. Da Sanna an der berühmten Musicalschule „Stage School“ in Hamburg studiert hat, führt
sie oft die Choreografien an. Tobias macht nebenbei die Finanzen, Frank den Studiosound und ich bin
der Fahrer und mache Social Media. Ansonsten haben wir tatsächlich bis zu 22 Leute, die für uns ar-
beiten, vom Fotografen bis zum Steuerberater. Ist schon irre.
Gibt es für Sie irgendwelche Tabu-Themen? Gibt es Grenzen für das Kabarettistische, für die
Komik?
Nö, würde Olaf Scholz sagen. Klar, unter die Gürtellinie geht man natürlich nur in Andeutungen, sonst
ist es ja auch nicht witzig. Die Versautheit muss immer im Kopf der Leute entstehen! Und politisch-sa-
tirisch gilt der Grundsatz des Kabaretts: Tritt lieber nach oben! Es trifft immer einen Söder.
Wie sieht Ihr „Best of“-Programm zum Jubiläum aus?
Es merzt und lauterbacht bei uns immer ein bisschen, aber unser Schwerpunkt liegt auf dem Jubiläum
und einer fröhlichen „Werkschau“ des 30-jährigen Schaffens von LaLeLu. Enrique Iglesias muss zur
„Fahrßule“ (spanischer Lispler) und Herbert Grönemeyer kämpft für uns alle den alljährlichen Kampf
gegen die Pfunde. Max Raabe beschreibt als „Vögelkundler“ das Sexleben der Tiere und wir arbeiten
die völlig absurde Geschichte des Jazzradios auf. Dazu haben wir einen großen Schwerpunkt auf
unsere schönste Musik mit afrikanischen Chants, Fado aus Portugal und dem einzigartigen Sauna-
Tango aus Finnland gelegt. Garantiert textilfrei! Nicht! Treue LaLeLu-Fans wissen genau, was wir
damit meinen… Soll heißen: LaLeLu ist immer ein bisschen unbeschreiblich.
Sie imitieren viele Instrumente mit den Stimmen. Können die Mitglieder der Gruppe auch echte
Instrumente spielen?
Diese Frage trifft den Kern von LaLeLu: Tatsächlich sind wir alle von Haus aus Instrumentalisten.
Tobi ist eigentlich Querflötist und spielt Jazz-Kontrabass, Sanna ist Geigerin, Frank war lange Profi-
schlagzeuger und ich habe die ersten drei Jahre meines Musikerlebens Saxofon beim Musical in
Hamburg gespielt (u. a. Rocky Horror Show). Außerdem spielen wir alle Klavier. Wir glauben, dass
es sehr nützlich für A-cappella-Musik ist, wenn man Instrumente beherrscht. Denn in der Gesangs-
Begleitung muss man ja immer ein Begleitinstrument wie Gitarre, Klavier, Orgel oder einen Streicher-
satz imitieren. Nur mit „LaLaLa“ kommt man da nicht weit. Mit der Stimme kann man aber natürlich
auch wunderbar Trompeten, Posaune oder auch Rockgitarre und Hammondorgel nachmachen.
Was planen Sie, was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Unser Vorbild sind ja die Rolling Stones. Nicht musikalisch, aber optisch. Wir wollen auch wie Udo
Jürgens quasi mit 80 von der Bühne kippen. Aber jetzt freuen wir uns erstmal, mit dem Besten aus
30 Jahren anderthalb Jahre Party zu feiern, und dann 2026 unser nächstes komplett neues Pro-
gramm auf die Bühne zu zaubern. Wir haben bei LaLeLu immer die Chance, das Rad neu zu er-
finden. Und das tun wir gnadenlos, darauf können sich die Leute verlassen. Bis zum nächsten
Jubiläum.
Interview: Brigitte Ehrich
Am 23. und 24. April präsentiert LaLeLu beim Kabarettfest in Alma Hoppes Lustspielhaus
ihr „Best of 30 Jahre“. Karten für die Termine finden Sie im Ticketshop