Das Institut français Hamburg – ausgesprochen französisch
Französische Weine und die französische Küche stehen selbst im ansonsten eher anglophilen
Hamburg ziemlich weit oben auf der Gourmet-Liste. Dafür, dass sich aber auch die französische
Kultur im Ranking bei den Hanseaten gut behaupten kann, sorgt das Institut français, das seit
gut 73 Jahren für einen lebendigen Austausch zwischen Hamburg und Frankreich steht. Das
vielfältige Programm reicht von Sprachkursen über Kino- und Literaturveranstaltungen bis zu
Konzerten, Diskussionen und persönlichen Begegnungen beim Verre de l’amitié.
Gegründet wurde das Institut 1951 vom ersten französischen Botschafter in Deutschland, André François-Poncet, als Stiftung, die inzwischen in „Fondation 55“ umbenannt wurde. Eine Heimstatt
fand das Institut in der Heimhuder Straße 55, dem ehemaligen Wohnhaus des Hamburger Bankiers
und Politikers Carl Melchior (1871 – 1933), der – Ironie der Historie – bei den Friedensverhandlun-
gen nach dem Ersten Weltkrieg in Versailles 1919 nicht gerade auf freundschaftliche Beziehungen
zwischen den Ländern vertraute. Als Leiter der Finanzdelegation verließ er die Verhandlungen vor-
zeitig aus Protest gegen die inakzeptablen Bedingungen.
Umso intensiver wurden und blieben die deutsch-französischen Aktivitäten des Instituts, das heute
von der französischen Generalkonsulin Valérie Luebken geleitet wird. Prominente Namen wie Jean
Cocteau, Juliette Gréco oder Olivier Messiaen stehen in den Gästebüchern der früheren Jahre,
Gäste wie die Schriftsteller Nicolas Mathieu und Leila Slimani oder das französische Rock-Duo
„Les Innocents“ repräsentieren u. a. die aktuelle Kulturszene. Um die 1. 800 Besucher kamen im
vergangenen Jahr zu den 39 Veranstaltungen des Instituts. Als Partner und Unterstützer war es bei
13 Events dabei. Kooperationen gibt es mit zahlreichen anderen Hamburger Institutionen wie der
Kunsthalle, Kampnagel, dem Filmfest Hamburg oder der Körber-Stiftung.
Die Besucher kommen aus allen Bevölkerungsschichten. „Unsere Kino-, Literatur- und thematischen
Veranstaltungen erreichen ein breites Publikum“, erklärt die Generalkonsulin. „Wir greifen die aktu-
ellen Fragen auf, wie Demokratie, Künstliche Intelligenz oder Klimawandel und stellen sie in einen
deutsch-französischen Kontext.“
Um KI und die Zukunft von Berufen im Bereich Sprachen und Dolmetschen geht es beispielsweise
bei einem Diskussionsabend am 6. Februar unter dem Motto „Débats d’idées – Themen im Fokus“.
Und im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Tage des Exils“ der Körber-Stiftung gibt es am 24. Februar
einen Vortrag über „Deutsche Exilierte in Paris (1933 – 1945)“ der Germanistin Ute Lemke, die sich
in Paris auf Spurensuche begab. „Unser Auftrag lautet auch, die europäische Verständigung zu för-
dern“, ergänzt Valérie Luebken.
Ein großes Ereignis ist in jedem Jahr der deutsch-französische Tag am 22. Januar, der an den Elysee-
Vertrag von 1963 erinnert, mit dem der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer und Frankreichs
Staatspräsident Charles de Gaulle die Freundschaft zwischen den Ländern besiegelten. Gefeiert wird
in Kooperation mit dem Festival „arabesques“, das Künstler und Künstlerinnen aus allen Sparten zu-
sammenbringt. Das Motto in diesem Jahr ist „Confluences – Zusammenflüsse“. Hamburg mit seinen
Flüssen, Fleeten und Brücken ist ein idealer Ort, um Fließendes zu verbinden und Ungewöhnliches
aufzunehmen. Kultur in Bewegung, Begegnung verschiedener Einflüsse, Altes und Neues verbinden,
Mut zur Veränderung – all das will das Festival in möglichst vielen Facetten repräsentieren. Gleichzeitig
wird am 22. Januar das fünfjährige Bestehen des Büros der Region Okzitanien in Hamburg gefeiert.
„Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler, aktuelle Themen und Diskussionen in Hamburg bekannt
zu machen und in diesem Sinne nach vorn zu blicken“ – das ist das Ziel der Instituts-Leiterin. Deshalb
ist auch die Frage, ob sie Franzbrötchen mag, die Hamburger Spezialität, die angeblich auf die napoleo-
nische Besatzungszeit im 19. Jahrhundert zurückgeht, für Valérie Luebken irrelevant. „Sie sollten mich
nicht nach Franzbrötchen fragen“, kontert die Generalkonsulin mit Humor, „denn wenn es um Hamburger
Brötchen geht, hat sich beim letzten französischen Staatsbesuch in Hamburg das Fischbrötchen einen
Namen gemacht in der deutsch-französischen Diplomatie.“
Interview: Brigitte Ehrich
Institut français Hamburg, Heimhuder Straße 55, 20148 Hamburg
Weitere Informationen:
www.institutfrancais.de/hamburg
www.arabesques-hamburg.de