Ruinen der Blöcke L und D © Speicherstadtmuseum
Ruinen der Blöcke L und D © Speicherstadtmuseum

Verloren und vergessen

Die Speicherstadt früher und heute

 

Wie die Speicherstadt vor dem Krieg aussah, das zeigt derzeit die kleine, die sehr kleine
Sonderschau „Verloren und vergessen“ im Speicherstadtmuseum. Dennoch lohnt der Weg.
Denn hier, Am Sandtorkai 36, taucht man ein in eine Zeit, die ebenfalls bald verloren und
vergessen sein könnte, wenn die Stadt Hamburg nicht dafür sorgt, dass die Existenz der
privat geführten Außenstelle des Museums der Arbeit langfristig gesichert wird.

 

Vorher – nachher. Das kennen wir aus Syrien, Gaza und der Ukraine. Fast täglich fluten
(TV)Bilder in unsere Wohnzimmer, die das Grauen und die Zerstörungskraft des Krieges
vor Augen führen. Alles weit weg. Relativ weit, jedenfalls. Unvorstellbar, durch ein zerstörtes
Hamburg zu laufen, durch eine zerstörte Speicherstadt. Und doch gibt es immer noch Au-
genzeugen, die sich an den Feuersturm durch mehr als 100.000 Spreng- und Brandbomben
der Alliierten erinnern, die im Juli 1943 weite Teile der Hansestadt in eine glühende Hölle
verwandelten. Trauriges Resultat der „Operation Gomorrha“: Mehr als 35.000 Tote, rund
750.000 Obdachlose, die Hälfte aller Wohnungen zerstört. Hamburg lag in Schutt und
Asche und mit ihr die Speicherstadt, von der nach weiteren Angriffen im Dezember 1943
und im Juni 1944 keine 50 Prozent mehr standen. Drei der insgesamt 17 Speicherblöcke
waren Totalverluste zwölf weitere Blöcke waren nur noch teilweise intakt.

 

Henning Rademacher, Gründer und Leiter des Speicherstadtmuseums, hat nun einzigartige
historische Aufnahmen zusammengetragen, die die Kriegsverluste und den Wiederaufbau
der Speicherstadt dokumentieren. Und dieser Wiederaufbau war mit einem Namen verbun-
den: Der Architekt Werner Kallmorgen (1902-1979) rettete so viel historische Substanz wie
möglich, und rekonstruierte einige teilzerstörte Blöcke originalgetreu. Wo nichts mehr zu
retten war, baute er Büros und die neue Kaffeebörse, die sich, wie die Fotos zeigen, so gut
in das historische Ensemble einfügten, dass der Charakter der Speicherstadt erhalten blieb,
ohne die Kriegsschäden zu leugnen.

 

Die Sonderschau aus einigen beschrifteten Fotowänden ist zwar klein, doch ein wichtiger
Baustein in dem musealen Speicher, der den Alltag der alten Quartiersleute aufleben lässt,
die hier einst Tee, Kaffee und Kakao bemusterten. Sie vervollständigt schlicht und ergreifend
die Geschichte des weltberühmten Lagerhausensembles, das 2015 zum UNESCO-Welt-
kulturerbe ernannt wurde.

 

Isabelle Hofmann

 

„Verloren und vergessen – Wie die Speicherstadt vor dem Krieg war“, bis 29. Juni 2025,
Speicherstadtmuseum,
Am Sandtorkai 36, 20457 Hamburg, Mo - Fr 10 - 17 Uhr, Sa/So 10 - 18 Uhr.
Weitere
Informationen: www.speicherstadtmuseum.de

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