
Kabarettfest - Spaß mit Köpfchen
Abschied und Neuanfang zum Auftakt des Kabarettfestes im Lustspielhaus: Mit der Gala
zum 39. Geburtstag von Alma Hoppe wird Nils Loenicker, der Partner von Jan-Peter Petersen, verabschiedet, und gleichzeitig tritt zum ersten Mal Petersens Sohn Max Beier im Lustspielhaus auf. Er wird hier in Zukunft häufiger seine kabarettistischen Seitenhiebe austeilen und sich
auch in die Intendanz des Hauses einarbeiten.
Fast 40 Jahre lang haben sie zusammen gelästert, gelacht, gestritten und das Zeitgeschehen in 65 Programmen kritisch unter die Lupe genommen. Für Nils Loenicker ist Ende März endgültig Schluss mit
Kabarett. Er will künftig im ländlichen Schleswig-Holstein nicht mehr mit satirischen Spitzen die Lachmuskeln seiner Gäste, sondern in
Seminaren mit edlen Weinen deren Gaumen kitzeln. Sein Partner jedoch macht weiter, und das mit Leidenschaft. „Es ist schon erstaun-
lich, dass man es so lange miteinander aushält und immer noch Spaß daran hat“, sagt Jan-Peter Petersen. „Wir trennen uns nicht gern voneinander, aber das ist nun mal eine Lebensentscheidung von Nils. Und die respektiere ich.“
Für Alma Hoppes Lustspielhaus bedeutet es natürlich eine Zäsur. „Es bleibt ein Kabarett-Theater“, versichert Petersen, „aber die Zahl der Gastspiele wird sich erhöhen.“ Für die Hausproduktionen hat er künftig Unterstützung von seinem Sohn. Max Beier (30) ist Schauspieler,
zeitweilig Serien-Star im TV-Dauerbrenner „Sturm der Liebe“ und lebt noch in München. Schon während seiner Ausbildungszeit entdeckte
er das Kabarett für sich und trat zunächst mit Partner David Hang auf. Mit seinem ersten Soloprogramm „Love & Order“ und seiner Premiere
bei Alma Hoppe wird nun das Kabarettfestival im Lustspielhaus eröffnet. Petersen selbst plant für September ein neues Soloprogramm und
Ende des Jahres wollen Vater und Sohn zusammen mit der Kabarettistin und Musikerin Katie Freudenschuss ein Jahresabschlussprogramm
auf die Bühne bringen. „Mit Max kommt die nächste Generation ins Haus“, freut sich der Hausherr und bereitet den Sohn langsam darauf
vor, in die Intendanz mit einzusteigen.
Nach dem Sommer, in dem gründlich renoviert wird, möchte Jan-Peter Petersen zusätzlich eine neue Veranstaltungsreihe etablieren. „Das Lustspielhaus soll zum Ort der Debatte werden.“ Kontroverse Diskussionsrunden mit Themen, über die man spricht, wie Klimawandel, Dis-
kriminierung, Cancel Culture oder Gendern sollen dabei durch Kabarett-Einlagen ergänzt werden.
Ergiebige Themen für das Kabarett gibt es zurzeit genug. „Es ist eine schwierige, aber auch eine gute Zeit für das Kabarett“, sagt Petersen.
„Krieg und Kabarett – das verträgt sich gar nicht. Aber das, was die Menschen jetzt am meisten beschäftigt, ihre Ängste, ihre Unsicherheit,
wie sich das alles entwickelt, das sind natürlich Themen für uns. Es geht darum, Stellung zu beziehen, und das ist eine Aufgabe, der wir
gern nachkommen.“
Neben dem politischen Kabarett sind aber auch die Programme beliebt, die einfach nur Spaß machen und die Menschen vom krisengebeu-
telten Alltag ablenken. Beides hat das Kabarettfest mit vielen Gästen in rund 30 Veranstaltungen vom 24. März bis zum 30. April in aller Vielfältigkeit zu bieten. Mit dabei ist der altbekannte Kabarettprofi Thomas Freitag, der mit seinem selbstironisch autobiografischen Blick in
„Hinter uns die Zukunft“ Bilanz zieht. Oder Kabarett-Querdenker Frank Lüdecke, ständiger Gast in verschiedenen TV-Satiresendungen, der philosophisch unterhaltsam Stellung nimmt zu den Fragen menschlichen Zusammenlebens, mit dem Fazit „Das Falsche muss nicht immer
richtig sein“.
Das staubtrockene Thema Justiz und Paragrafen persifliert Werner Koczwara mit seinem schwarzhumorigen Erfolgsprogramm „Am 8. Tag
schuf Gott den Rechtsanwalt“. Und als Spaßhighlight empfiehlt Petersen die skurrilen Strickmützen-Komiker Ulan & Bator mit ihrer absurd aberwitzigen „ZuKunst“. Michael und Jennifer Ehnert liefern sich wieder als „Zweikampfhasen“ ein Geschlechtergefecht und Katie Freuden-
schuss behauptet „Nichts bleibt wie es wird“. Einer jedoch bleibt wie er ist:Jan-Peter Petersen, verbliebene Hälfte des Alma Hoppe-Duos.
In seinem aktuellen Programm „Germanys Next Ex-Model“ geht es zwar um Verfallsdaten. Aber ein Auslaufmodell ist er noch lange nicht.
Brigitte Ehrich
Karten für alle Termine des Kabarettfestes finden Sie im Ticketshop