Erkki Hopf sehnt sich nach Ruhe © Oliver Fantitsch
Erkki Hopf sehnt sich nach Ruhe © Oliver Fantitsch

Ohnsorg Theater                                                              Eine Stunde Ruhe

Wieder einmal eine Paraderolle für Erkki Hopf am Ohnsorg Theater: In Florian Zellers rasanter Komödie spielt er einen Mann, der nur in Ruhe seine Lieblingsmusik hören möchte, während
um ihn herum das Chaos tobt.

 

Moritz hat nach langer Suche endlich auf dem Flohmarkt seine Lieblings-Schallplatte gefunden. Sein einziger Wunsch: Jetzt möchte er sie zu Hause auch anhören und genießen. Doch da hat er sich verrechnet: Seine Frau fordert ein Beziehungsgespräch, sein Freund kommt zu Besuch, seine Geliebte,
sein Sohn, ein Nachbar nerven ihn. Und dann ist da auch noch der Klempner, der ein Abflussrohr reparieren soll und dabei
mordsmäßigen Krach macht. „Moritz hat einfach nicht den Schneid zu sagen: Kinners, raus mit euch! Ich brauch’ jetzt mal ‘ne
Stunde Ruhe“, sagt Erkki Hopf. „Er wird immer hysterischer, bis das kleine Problem mit der Platte zur Katastrophe wird.“

 

Das irrwitzige Stück „Eine Stunde Ruhe“ des französischen Erfolgsautors Zeller wurde 2013 in Paris uraufgeführt, im folgenden
Jahr verfilmt und war 2015 im St. Pauli Theater mit Herbert Knaup auf Hochdeutsch zu sehen. Die plattdeutsche Erstaufführung
im Ohnsorg Theater inszeniert die Regisseurin Nora Schumacher. „Ich habe ja schon öfter solche Rollen am Rande des Nerven-
zusammenbruchs gespielt“, sagt ihr Hauptdarsteller, „aber hier schraubt sich das Chaos besonders lange hoch.“ Privat kann sich
Erkki Hopf sogar gut in die Rolle des Moritz einfühlen: „Ich bin sehr empathisch und gehe auf andere Menschen ein. Deshalb kann
ich gut verstehen, dass Moritz nicht auf den Putz haut.“

 

Als Komödiant durch und durch bezeichnet sich Erkki Hopf selbst. Für ihn gehören die komischen Rollen sozusagen zum Beruf
salltag. Der Erfolg jedoch liegt im Detail: „Für mich ist es ganz wichtig, immer neue Nuancen zu finden. Jede Rolle hat für mich
ein eigenes Psychogramm. Und dann muss man aber auch die Stellen ausspielen, in denen die Komik mal gebrochen wird. In
diesem Stück zum Beispiel geht es ja auch um ernste Themen wie Eheprobleme, denn beide Partner betrügen sich gegenseitig.
Oder den Konflikt zwischen dem Vater und seinem punkigen Sohn.“

 

Eine Stunde Ruhe dürfte für den vielbeschäftigten Schauspieler in den nächsten Wochen eine Kostbarkeit sein. Kurz nach der
Premiere als Moritz beginnen für ihn schon die Proben für das Stück „Der letzte Pinguin“, das im Januar herauskommt. „Das ist
schon ein bisschen grenzwertig, denn ich habe hohen Respekt vor meiner Kraft“, gibt Erkki Hopf zu. „Bei einer solchen Doppel-
belastung achte ich besonders auf ein geregeltes Leben und gehe vorübergehend in Askese.“ Da muss dann auch der Besuch
in der Stammkneipe um die Ecke ausfallen, wo er sonst gern andere Leute trifft. Ein gewisses Fitness-Training absolviert er
ohnehin vor jeder Vorstellung: Liegestütz und Sit-ups für den Körper, lautstarke Vokal-Übungen für die Stimme. Und eine Kanne
Tee, speziell Darjeeling: „Ich finde, dass Tee sehr inspirativ wirkt. Das ist wichtig für meine Kreativität, meine kleine Vorab-Droge“
– bevor sich der Vorhang auf der Bühne öffnet.

 

Seit 30 Jahren gehört Erkki Hopf in diesem Jahr zum Ohnsorg Theater. Er hat es nie bereut, obwohl er zunächst durchaus nicht
überzeugt war. „Plattdeutsch – das ist nichts für mich, dachte ich“, gibt er zu. Als junger Anfänger wollte er natürlich lieber an ein
großes Staatstheater. Aber da kamen keine Angebote, und so sagte er Ohnsorg-Intendant Walter Ruppel zu, der einen „jugend-
lichen Liebhaber“ für seine Bühne suchte. Platt musste Erkki allerdings erst lernen. Inzwischen liebt er es – fast wie eine Mutter-
sprache. Die ist für ihn allerdings eher das Finnische – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn seine Mutter ist Finnin, daher kommt
auch sein finnischer Vorname. Finnland – da gerät er ins Schwärmen: „Sauna, Sommerhaus, Seen, Pilze sammeln, Natur. Das ist
meine innere Heimat, da komme ich wirklich zur Ruhe.“

 

Aus der jüngsten Diskussion darüber, wieviel Hochdeutsch das plattdeutsche Theater verträgt, hält er sich raus. „Für mich war das
nie ein Problem. Auch in den 50er Jahren haben hier auf der Bühne schon Ärzte, Anwälte und höhere Beamte Hochdeutsch
gesprochen, um sich vom „Volk“ abzusetzen. Wenn es Sinn macht, sind hochdeutsche Anteile doch völlig in Ordnung.“

 

Wichtiger ist für ihn die Vielseitigkeit der Stücke, die das Ohnsorg auch für ein jüngeres Publikum attraktiv machen könnte. Und für
sich selbst schätzt er vor allem das breite Spektrum der Rollen, die ihm hier geboten werden, ernste ebenso wie komische oder
klassische. Gleich zweimal wurde er – für seine Rollen in den Musicals „De lütte Horrorladen“ (2012) und „Dat Narrenhuus“ (2015) –
mit dem Rolf-Mares-Preis ausgezeichnet. Bleibt da überhaupt noch ein Wunsch offen? „Ich wünsche mir nur, dass mir die Kraft und
der Spaß nicht ausgehen. Für mich ist das Wichtigste, auf dieser Bühne zu stehen und die Zuschauer zu beglücken und zu unterhalten.“

 

Interview: Brigitte Ehrich

 

Karten für "Eine Stunde Ruhe" finden Sie im Ticketshop

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