Das Team von
Das Team von "Dr. Fischer aus Genf" © Kerstin Rolfes

Dr. Fischer aus Genf                                                            oder Die Bomben-Party

Puppenspiel für Erwachsene:
Die Bühne Cipolla kommt ins Altonaer Theater – mit einem Stück nach einem grotesken
Roman von Graham Greene.

 

Bei vielen Leuten herrscht immer noch das Vorurteil: Puppenspiel, das ist etwas für Kinder. Und
ihre letzte Begegnung war vielleicht die mit dem Verkehrskasper“, sagt Sebastian Kautz. Zusammen
mit dem Musiker Gero John gründete er 2011 die Bühne Cipolla, die sich ganz dem Figurentheater verschrieben hat. „Ich habe Schauspiel studiert, habe mich aber schon immer auch für andere
Theaterformen interessiert“, erklärt er. Bei seinen verschiedenen Engagements lernte er das Spiel
mit Masken und Figuren kennen, und wollte es schließlich selbst einmal ausprobieren. „Ich baute mir einen Dummy
aus Schaumstoff und habe schon am Anfang gemerkt, dass es damit eine ganz tolle Theaterwelt zu entdecken gibt.
Ich habe sofort Feuer gefangen.“ Bei einem Weihnachtskonzert in Bremen lernte er dann Gero John kennen – den
perfekten Partner für sein Spiel, das John musikalisch begleitet.


„Eigentlich hatten wir nur eine Produktion mit einer Puppe geplant“, erzählt Kautz. Das war „Mario und der Zauberer“
von Thomas Mann. Aus diesem Roman stammt auch der Name der Bühne Cipolla, denn so heißt dort besagter Zauberer.
Inzwischen sind neun Produktionen daraus geworden, die zehnte ist in Arbeit. „Ich habe mir dann selbst durch ‚Learning
by doing’ mit einer befreundeten Puppenspielerin als Coach das Spiel beigebracht Es hat mir unheimlich Spaß gemacht.“

 

Die Grundkonstellation der Bühne Cipolla ist seit ihrem Start die gleiche geblieben: Sebastian Kautz schlüpft mit Hilfe der
Puppen in sämtliche Figuren des Stücks, Gero John macht die Musik dazu. Er hat Violoncello studiert, spielt aber auch
Klavier und Bandoneon. Mit Hilfe einer sogenannten Loop Station zeichnet er einzelne Musikphasen auf und fügt sie zu
mehrstimmigen Klanglandschaften zusammen, die er dann während der Vorstellung live auf der Bühne ergänzt.


Die Stoffe für seine Stücke findet Kautz in der Weltliteratur. Romane von Autoren wie Edgar Allan Poe sind ebenso im
Repertoire wie Werke von Stefan Zweig oder Heinrich von Kleist. Über dieses Prinzip, das im Altonaer Theater „Wir
spielen Bücher“ heißt, kamen Kautz und Intendant Axel Schneider nun auch zusammen. Die beiden hatten sich schon
kennengelernt, als die Bühne Cipolla 2019 während der Privattheatertage in Hamburg den „Monica Bleibtreu Preis“
gewann. Kautz: „Graham Greene ist seit meiner Jugend einer meiner Lieblingsautoren. Ich habe alle seine Bücher
verschlungen.“ „Dr. Fischer aus Genf oder Die Bomben Party“ überzeugte auch den Intendanten. Jetzt erlebt das Stück
nach diesem Roman in Altona seine Uraufführung.

 

Dr. Fischer ist ein exzentrischer Milliardär, der für seine Freunde und Bekannten regelmäßig Partys veranstaltet, auf
denen er sie zunächst mit makabren Scherzen brüskiert und beleidigt, um sie hinterher reich zu beschenken. Seine
Tochter hat sich von ihm losgesagt, doch ihr Verlobter besteht darauf, ihren Vater persönlich kennenzulernen. Auf der
„Bombenparty“ treibt Fischer sein böses Spiel schließlich auf die Spitze: Jeder Gast soll einen Knallbonbon ziehen.
Einer davon ist wirklich explosiv. Aber welcher? „Dr. Fischer testet die Grenzen aus, wo die Gier nach dem schnöden
Mammon aufhört und wie weit die Menschen käuflich sind. Schön ist, dass Greene das mit einer sentimentalen,
schönen Liebesgeschichte konterkariert“, meint Kautz.

 

Sieben Klappmaulpuppen kommen in dem Stück zum Einsatz. Kautz spielt außerdem mit Hand-, Objekt- und Ganz-

körperpuppen, die von Melanie Kuhl extrem ausdrucksstark bis zur Karikatur gestaltet und technisch raffiniert gebaut
werden. „Wie gut eine Puppe funktioniert, entscheidet nicht nur das Äußere, sondern auch die innere Mechanik“, erklärt
Kautz. „Wie kann ich die Gliedmaßen bewegen, kann die Puppe von alleine sitzen oder stehen? Oder sie muss ganz
schnell von jung in alt umgewandelt werden.“


Beim Spiel muss er sich selbst ganz zurücknehmen. „Es funktioniert nur, wenn ich meine ganze Energie, meinen Blick,
meinen Fokus so auf die Puppe lege, dass das Publikum wirklich glaubt, dass diese Puppe lebt. Ich bin immer noch
selber fasziniert, dass ich in so schnellem Wechsel ganz extreme Charaktere spielen kann. Ich lege eine Puppe weg
und nehme eine andere – und auf einmal bin ich nicht mehr der alte Mann, sondern die junge Frau. Das sind so un-
heimliche Verwandlungen, die ich als Schauspieler nur mit größtem Aufwand erzielen könnte.“

 

Brigitte Ehrich

 

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