Imre von Santho, um 1936 © MK&G Hamburg
Imre von Santho, um 1936 © MK&G Hamburg

Fragile Schönheiten

Spitze in Mode und Fotografie

 

Spitze schmeichelt, Spitze kleidet – was passt besser zum Thema „Hochzeit“ als Spitze, dieser
Inbegriff von Eleganz, Luxus, himmlischer Zartheit und Raffinesse. Beispiele sind derzeit in einer
kleinen, aber feinen Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen.

 

Eines vorweg: Warum macht es das Museum seinen Besucherinnen und Besuchern so schwer?
Im Erdgeschoss findet sich zwar noch ein Hinweis auf die „Fragilen Schönheiten“, aber in der
Belle Etage sucht man vergeblich danach. Wenn dann selbst die Aufsicht nicht weiterhelfen
kann, irrt man erstmal durchs Haus. Ein paar Hinweisschilder mehr würden jedenfalls nicht
schaden.

 

Im zweiten Stock wird man schließlich fündig, und fragt sich allerdings, warum Bisrat Negassi,
erfolgreiche Modedesignerin, Buchautorin und seit Sommer 2023 zudem Leiterin der Abteilung
Mode und Textil, nicht etwas mehr aus dem Thema gemacht hat? Das MK&G ist nun wahrlich
gesegnet mit Spitzen-Werken, doch mit rund 20 Fotografien und ähnlich vielen Beispielen an
Klöppelkunst aus der hauseigenen Sammlung kann man nicht unbedingt behaupten, dass die-
ses „Schlaglicht“ auf Spitze in Mode und Fotografie das Thema besonders hell ausleuchtet.

 

Dabei sind die ausgewählten Werke von hoher Qualität. Egal, ob es sich nun um Imre von
Santhos Aufnahme „Eleganter Hut mit Schleier“ (1936) handelt, dessen kunstvoll gewirktes
Muster sich als hinreißendes Schattenspiel im Hintergrund wiederfindet; Arthur Bendas
Portrait der jungen „Marlene Dietrich mit Barett“ (inklusive Spitzenkragen und -manschetten)
von 1927 – oder Lisette Models bizarr aufgetakelte „Woman with Veil“ (Frau mit Schleier) von
1949. Diese Fotografien machen die kleine Schau ebenso sehenswert wie die delikaten
Aufnahmen von Madame d’Ora, Wiener Königin der Porträtkunst zu Beginn des 20. Jahr-
hunderts, die in ihrem Atelier viele in Spitze gehüllte Adelsdamen der ausgehenden
Österreichisch-Ungarischen Monarchie effektvoll in Szene setzte.

 

Illustre Namen auf Seiten der Spitzenentwerferinnen und Klöppelkünstlerinnen hingegen gibt
es kaum. Eine der wenigen bekannten war Leni Matthaei (1873–1981), die MK&G-Gründungs-
direktor Justus Brinckmann ihre Entwürfe vorstellte, und durch ihn ermutigt das Klöppeln in Paris
erlernte. In der Sammlung des MK&G befinden sich rund 80 Arbeiten von Leni Matthaei, von
denen leider nur ein Bruchteil zu sehen ist.

 

Auch von den Ursprüngen dieses außergewöhnlichen Kunsthandwerks im 16. Jahrhundert
erfährt man kaum etwas, ganz zu schweigen von den spannenden aktuellen Trends in der
Klöppelszene, Spitze aus natürlichen Pflanzen zu gewinnen. Aber das zeigt vielleicht die
nächste Spitzenschau.

 

Isabelle Hofmann

 

„Fragile Schönheiten“ – Spitze in Mode und Fotografie“, bis 29. September 2024,
Museum für Kunst und Gewerbe,
Steintorplatz, 20099 Hamburg,
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr (an Feiertagen bis 18 Uhr).

Weitere Informationen auf www.mkg-hamburg.de

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