Die aktuellen Premieren der Privat- und Staatstheater
Die Neuproduktionen im Oktober:
THALIA THEATER
ORESTIE I-V
Der Krieg um Troja ist vorbei, die Folgen jedoch sind grausam. Agamemnon kehrt heim und wird von seiner Frau und deren Geliebten erschlagen. Sein Sohn Orest übt Rache und tötet beide. Daraufhin
wird er von Rachegöttinnen verfolgt, bis ein Bürgergericht und die Göttin Athene ihn freisprechen. Ein Krimi aus der griechischen Mythologie, den der Dichter Aischylos zu einer Trilogie verarbeitete.
Vor dem Hintergrund einer Gegenwart, die uns täglich die Auswirkungen und Bedrohungen durch
Kriege bewusst macht, hat Regisseur Nicolas Stemann die klassischen Dramen von Aischylos, ergänzt
durch Werke von Sophokles und Euripides, für das Thalia Theater neu bearbeitet. „Die 2500 Jahre alte
Trilogie beschreibt die psychische Grundstruktur, die Menschen dazu bringt, sich in Kriege zu begeben“,
sagt Stemann. „Alle wähnen sich im Recht. Für alle verheißen Krieg und Mord das Wiederherstellen
eines einstmals rechtmäßigen Zustands.“ Am Ende aber haben alle verloren, denn auch die Sieger
zahlen einen hohen Preis.
DEUTSCHES SCHAUSPIELHAUS
DIE MASCHINE ODER ÜBER ALLEN GIPFELN IST RUH
Befehl erhält, ein Gedicht zu analysieren? Der französische Autor Georges Perec (1936 –1982) beant-
wortete diese Frage 1968 mit einem Hörspiel am Exempel von Goethes berühmten Naturgedicht
„Wanderers Nachtlied“. Das Ergebnis: „Die Maschine“ liefert immer neue Wort- und Satzkombinationen,
Assoziationen und Konstruktionen, die Sinn und Unsinn, Absurdes und Poesie gleichermaßen hervor-
bringen. Das Spiel mit der Sprache macht aus dem Gedicht „Über allen Gipfeln ist Ruh“ Sätze wie
„Wipfel haben kurze Beine“ oder „Je fetter der Vogel, desto magerer der Wald“ – ein Spaß, der sich
selbst nicht ganz ernst nimmt. Die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin Anita Vulesica entwickelt die
Idee weiter und lässt die künstliche Intelligenz an der Rettung der Menschheit arbeiten, indem sie sie
auf die Suche nach dem Wesen menschlicher Poesie schickt. Anita Vulesica inszeniert zum ersten Mal
am Schauspielhaus.
THALIA THEATER
DER APFELGARTEN
Um 1900 in der russischen Provinz: Eine Gutsherrin kehrt nach langer Abwesenheit auf ihre Ländereien
zurück. Sie ist hochverschuldet und muss ihr Gut verpachten oder verkaufen. Einen letzten Sommer will
sie noch mit ihrer Familie in ihrem Kirschgarten verbringen. Das ist die Geschichte von Anton Tschechows
Stück „Der Kirschgarten“, ein Abgesang auf die Welt des russischen Adels. Antú Romero Nunes, ehemaliger
Hausregisseur des Thalia Theaters, hat sich nun mit Dörte Hansen, Autorin der Erfolgsromane „Altes Land“
und „Mittagsstunde“, zusammengetan und aus der Stückvorlage einen „Apfelgarten“ gemacht. Die Erben
eines Gutshofs im Alten Land haben fünf Jahre lang in der Stadt ihr Vermögen verprasst. Jetzt kehren sie
zurück. Aber die Apfelernte bringt keinen Gewinn mehr. Hilft da nur noch Abholzen? Eines jedenfalls ist
sicher: Die Vergangenheit wird verklärt, obwohl sie nie so war wie in der Erinnerung. Und sie wird auch in
Zukunft nicht so sein.
ERNST DEUTSCH THEATER
FREUNDSCHAFT
Wer Freunde hat, wird seltener krank und lebt länger. Das haben Wissenschaftler herausgefunden. Was
aber ist wahre Freundschaft? Wo beginnt sie, wo hört sie auf? Gilla Cremer, Spezialistin für authentische,
gefühlvolle und berührende Solo-Programme („Die Dinge meiner Eltern“), begleitet vier Schulfreunde auf
ihren Lebenswegen. Sie erzählt von kindlichen Schwärmereien, von jugendlichen Besäufnissen, von Festen,
von Familie, von Liebe und Trennungen. Ihre Geschichten handeln von Verlust und Enttäuschungen, von
Vertrauen und Trost. Als Requisiten auf der Bühne braucht sie dafür nur drei Stehleitern und ein Seil. Wie
immer wird Gilla Cremers ausdrucksstarke One-Woman-Show im Ernst Deutsch Theater vom Pianisten
Gerd Bellmann begleitet.
Karten für die Neuproduktionen finden Sie im Ticketshop