Die aktuellen Premieren der Privat- und Staatstheater

"Ellen Babic" in den Kammerspielen © Anatol Kotte

Die Neuproduktionen im Mai:

 

HAMBURGER KAMMERSPIELE
ELLEN BABIĆ
Erfolgsautor Marius von Mayenburg stellt Liebe und MeToo-Verdacht in den Fokus, ohne die
Frage nach der Wahrheit zu beantworten. Die Lehrerin Astrid, die mit ihrer ehemaligen Schülerin
Klara zusammenlebt, wird verdächtigt, auf einer Klassenfahrt einem Mädchen zu nahe gekommen
zu sein. Den Vorwurf des Vaters, den Astrid bestreitet, überbringt ihr Chef, Oberstudienrat Balder-
kamp. Den wiederum beschuldigt die Lehrerin der jahrelangen sexuellen Belästigung am Arbeits-
platz. Der Wein fließt üppig, während sich ein Psychospiel entwickelt, das die inneren Widersprüche
der Menschen in scharfen Dialogen und auch mit einer Portion Situationskomik offenbart. „Ellen
Babić“, das titelgebende Mädchen, tritt allerdings selbst nicht auf. Sewan Latchinian inszeniert das
abgründige Stück, das 2022 uraufgeführt wurde, in den Kammerspielen u. a. mit Till Demtrøder als
Schuldirektor.

 

THALIA THEATER
DIE JAHRE

Sie war die Literaturnobelpreisträgerin des Jahres 2022: Annie Ernaux, 1940 geboren, wuchs in
bescheidenen Verhältnissen in der Normandie auf, besuchte das Gymnasium, wurde Lehrerin,
heiratete, bekam zwei Söhne und lebt heute in der Nähe von Paris. Vor allem aber wurde sie eine
der bedeutendsten französischen Schriftstellerinnen der Gegenwart. In ihrem Roman „Die Jahre“
erzählt sie von ihrem Leben – und von noch viel mehr. Ihre Erfahrungen werden zu globalen politi-
schen und gesellschaftlichen Zeitzeichen. Die Nachkriegsjahre, der Wechsel von der ärmlichen
Provinz in die Großstadt, Familiengründung und Emanzipation, Rückschläge und Krisen rekon-
struiert sie anhand von Fotografien, Erinnerungen und Aufzeichnungen, gespickt mit Witzen, Wer-
besprüchen, Redensarten, Melodien und Moden. Sie bezeichnet sich als Ethnologin ihrer selbst.
Thalia-Hausregisseurin Jette Steckel, die für ihre Inszenierungen zweimal mit dem „Theaterpreis
Hamburg - Rolf Mares“ und einmal mit dem „Faust“ ausgezeichnet wurde, bringt nun die Lebens-
jahre von Annie Ernaux auf die Bühne des Thalia Theaters.

 

THE ENGLISH THEATRE
ANTHROPOLOGY

Was kann Künstliche Intelligenz, und was darf sie? In vielen Bereichen ist die neue Technologie
umstritten, besonders wenn es darum geht, Menschen und Persönlichkeiten nachzubilden oder
zu ersetzen. Mit diesem Thema befasst sich das Drama „Anthropology“ der amerikanischen Autor-
in Lauren Gunderson. Seit einem Jahr trauert die Software-Ingenieurin Merril um ihre Schwester
Angie, die eines nachts spurlos verschwunden ist. Anhand der Daten von Angies letztem Tag er-
stellt sie eine digitale Kopie ihrer Schwester und findet im Umgang und Dialog mit dieser virtuellen
Version Trost und Zuversicht. Doch in ihrer Umwelt stößt sie damit eher auf Ablehnung und Unver-
ständnis. Erst als die künstliche Angie erklärt, sie könne helfen, das mysteriöse Verschwinden
aufzuklären, ändert sich Merills Situation. Das scharfsichtige Stück über Chancen und Risiken
der Wissenschaft inszeniert Paul Glaser im English Theatre.

 

KOMÖDIE WINTERHUDE
KRÖTEN IN NOT
Klimakleber, Enkeltrick, Cannabis-Legalisierung – es sind die aktuellen Themen unserer Zeit, die
der österreichische Autor René Freund in seiner Komödie „Kröten in Not“ in geballter Ladung
aufgreift. Es kommt nämlich ganz dicke in der Familie des Immobilienunternehmers Peter.
Teenie-Tochter Paula war auf einer Demo und handelte sich eine „Asphalthand“ ein. Oma Hedwig
fiel auf einen Enkeltrick herein und büßte eine Menge Bargeld ein. Pech für Peter, dass sie sofort
die Polizei herbeirief. Wie soll er erklären, woher das ganze Geld kommt? Noch dazu stellt sich
heraus, dass Sohn Albert im Keller des Hauses, das noch nicht einmal abbezahlt ist, eine Hanf-
plantage angelegt hat; eindeutig zu viel für den Eigenbedarf. Da türmen sich die bedrohlichen
Wolken des Gesetzes zu Gebirgen auf. Kein Wunder, dass in der Familie das Chaos ausbricht.
Mutter Selma versucht zu retten, was noch zu retten ist. Das turbulent komische Drama wird
in der Komödie Winterhude u. a. mit Herma Koehn und den TV-bekannten Schauspielern René
Steinke und Anna Schäfer uraufgeführt. 2020 erlebte hier mit „Swinging Bells“ schon einmal ein
Stück von René Freund seine Uraufführung.

 

ALTONAER THEATER
MINDSET
„Mindset“ - das bezeichnet Denkweise und Verhaltensmuster eines Menschen, die für ein glück-
liches und erfolgreiches Leben ausschlaggebend sind. Wie man das Mindset zum Positiven ent-
wickeln und optimieren kann, dafür gibt es vor allem in den sozialen Netzwerken Hilfe und Rat-
schläge genug. Einer, der meint, genau zu wissen, wie es geht, ist Maximilian Krach in dem 2023
erschienenen ersten Roman von Sebastian Hotz. Krach glaubt unerschütterlich an die eigene
Einzigartigkeit und lässt in erfolgreichen Seminaren seine Erkenntnisse anderen Menschen
zuteil werden. Da aber der eher als „El Hotzo“ bekannte Autor Satiriker ist, darf man bei ihm
keinen ernst gemeinten Ratgeber erwarten. Er nimmt vielmehr den Kult der Selbstoptimierung
und die leeren Versprechungen des Erfolgscoachings mit Wortwitz auf die Schippe. Wie im Fall
von Mirko, der mit Hilfe von Maximilian seinem trostlosen Alltag entfliehen möchte und hofft, den
Schlüssel zum Erfolg zu finden. Voller Optimismus folgt er dem beschwerlichen Weg nach oben –
bis eine simple Pizzabestellung plötzlich zum Problem wird. Kai Hufnagel bearbeitete den Roman
für die Bühne und inszeniert ihn im Altonaer Theater.

 

STAATSOPER HAMBURG
DIE DUNKLE SEITE DES MONDES

MEin bisschen Jekyll und Hyde, ein bisschen Faust: Die mystische Gestalt des Dr. Kieron steht im
Mittelpunkt der Oper „Die dunkle Seite des Mondes“ von der südkoreanischen Komponistin Unsuk
Chin, die auch das Libretto schrieb. Kieron ist tagsüber ein geachteter Wissenschaftler. Impulse für
seine Forschungen empfängt er durch regelmäßige Träume mit merkwürdigen Symbolen und Zahlen.
Nachts jedoch gleitet er auf der Suche nach dem menschlichen Glück in die zwielichtige Unterwelt ab
und schließt einen Bund mit dem diabolischen Astaroth (Star-Bariton Bo Skovhus), was für ihn fatale
Folgen hat. Unsuk Chin, die u. a. in Hamburg bei György Ligeti studierte, ließ sich für dieses Auftrags-
werk der Staatsoper von Leben und Wirken des Physikers und Nobelpreisträgers Wolfgang Pauli und
des Psychiaters Carl Gustav Jung inspirieren. Es ist ihre zweite Oper. „Meine Musik ist das Abbild
meiner Träume“, sagt sie, voller Licht und Farben, die durch den Raum schweben und gleichzeitig
plastische Klangskulpturen bilden. Mit Kent Nagano, dem musikalischen Leiter der Uraufführung in
der Staatsoper, verbindet sie eine langjährige Zusammenarbeit.

 

Karten für die Neuproduktionen finden Sie im Ticketshop

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