
Neues und Bewährtes - Spielzeitvorschau, Teil 1
Staatsoper, Philharmoniker und Hamburg Ballett haben ihre Programme für 2025/26
vorgestellt
HAMBURGISCHE STAATSOPER
Nun ist das neue Leitungs-Trio der Hamburgischen Staatsoper komplett: Nachdem Ballett-Intendant DEMIS VOLPI schon im letzten Sommer seinen Dienst antrat,
sind ihm nun der mehrfach preisgekrönte Opernregisseur TOBIAS KRATZER und Dirigent OMER
MEIR WELLBER gefolgt. Die Pressekonferenz für den Spielzeitausblick gab einen ersten Vorge-
schmack auf das, was in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Mit viel Schwung hat das sym-
pathische und engagierte Trio – so viel Teamgeist war in der Staatsoper tatsächlich bisher selten
zu beobachten! – ihr anspruchsvolles Programm vorgestellt, dass die Hamburger „Bürgeroper“
feiern soll. Denn die Oper sei mitnichten ein abgehobenes Projekt für die sogenannten oberen
Klassen, sondern im Gegenteil für alle da, so die Meinung der drei Intendanten. In Zukunft sollen
auch jüngere Leute mehr angesprochen und die Oper für Kinder gestärkt werden, Stichwort Nach-
wuchsförderung im Zuschauerraum. Neben den sechs Premieren bleiben viele Repertoire-Stücke
im Programm, die durch informative Begleitveranstaltungen aus einem neuen Blickwinkel betrachtet
werden können.
STAATSOPER
Die erste Opern-Premiere wird ein zentrales Werk des 19. Jahrhunderts sein. Robert Schumanns
weltliches Oratorium DAS PARADIES UND DIE PERI ist ein wahres Fest für den Chorgesang, die
Hauptrolle singt Sopranistin Vera-Lotte Boecker, die 2022 von der „Opernwelt“ zur Sängerin des
Jahres gekürt wurde; Regie führt Intendant Tobias Kratzer. Es folgt DIE GROSSE STILLE, eine
Inszenierung, die die Grenzen des Musiktheaters neu auslotet und erforscht, welche Bedeutung
Mozarts Musik für uns immer noch hat. Christoph Marthaler inszeniert mit DIE UNRUHENDEN ein
szenisches, sehr intensives Kammerspiel mit Musik von Gustav Mahler. In FRAUENLIEBE UND
–STERBEN verbindet Tobias Kratzer drei stilistisch sehr unterschiedliche Werke von Bartók,
Schumann und Zemlinsky zu einem Panorama von Sitte und Moral gestern und heute. Freuen wir
uns schon jetzt auf drei großartige Solistinnen: Annette Dasch, Marlis Petersen und Elsa Dreisig.
Obwohl Michail Glinkas Werk RUSLAN UND LJUDMILA die Tradition der Großen Russischen
Oper eröffnet hat, ist es leider wenig bekannt. Das muss sich ändern – werfen wir gemeinsam
einen Blick hinter die Fassade einer magischen Sagenwelt.
Wie werde ich, was ich nicht bin? Diese aktuelle Frage unserer heutigen Leistungsgesellschaft
trieb auch schon 1816 Rossinis IL BARBIERE DI SIVIGLIA um. Die international gefeierte
Regisseurin Tatjana Gürbaca sucht in der Neuinszenierung nach den melancholischen Untertönen
der sprudelnden Komödie. Ausflug ins MONSTER’S PARADISE: Kann eine Welt voller Monster
noch gerettet werden? Vielleicht durch ein noch größeres Monster…? Dieser hochaktuellen Frage
gehen Komponistin Olga Neuwirth und Autorin Elfriede Jelinek in dem Auftragswerk der Staatsoper
auf den Grund. Neben den Premieren hat auch das Repertoire viele Höhepunkte zu bieten.
Wagnerfans können sich auf den HOLLÄNDER, TRISTAN UND ISOLDE sowie auf KLAUS FLORIAN
VOGT in seiner Paraderolle als LOHENGRIN freuen. Hinzu gesellen sich beliebte Klassiker von
MOZART, VERDI, PUCCINI, STRAUSS und anderen. Die neue Programmlinie „Framing the Reper-
toire“ wird die Werke des Repertoires begleiten, mit jungen Expertinnen und Experten kann vor,
während und nach jeder Vorstellung in den Foyers über Werk, Inszenierung und Relevanz
diskutiert werden.
PHILHARMONIKER HAMBURG
„No risk, no fun“. Mit diesem Grundsatz stellte sich der neue Generalmusikdirektor Omer Meir
Wellber vor. Mit seinem Konzept für die neue Saison beschreitet er tatsächlich neue Wege, wie
risikoreich sie sind und ob sie Spaß machen, werden wir in Kürze selbst feststellen können.
Spannung und Ungewöhnliches verspricht das Programm auf jeden Fall! Gemeinsam mit dem
Philharmonischen Staatsorchester lädt Wellber ein zu sogenannten „ZEITSPIELEN“ in den zehn
Philharmonischen Konzerten, zum Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart. Das Ungewöhnliche
daran: Die Werke werden nicht nur aufgeführt und aus dem Heute heraus interpretiert, es wird
direkt Hand angelegt an die Originale der großen Meister. In jedem der Konzerte wird eine zeit-
genössische Komponistin oder ein Komponist einen Teil eines Werkes neu komponieren – aber
der neue Satz muss dabei den konzeptionellen oder stilistischen Prinzipien des Originals folgen –
und sich in das Ur-Werk integrieren. Wenn wir uns darauf einlassen, entdecken wir in diesem
Dialog möglicherweise faszinierendes Neues im Alten bei BEETHOVEN, TSCHAIKOWSKY,
MAHLER, HAYDN, RACHMANINOW, BACH, MOZART, MENDELSSOHN UND BRUCH.
Wie immer komplettieren sechs Kammerkonzerte das Programm der Philharmoniker.
HAMBURG BALLETT
Intendant Demis Volpi hat drei Premieren geplant, dazu eine Wiederaufnahme neben den
Repertoirestücken. Letztere sind bisher immer noch Inszenierungen von John Neumeier, dazu
gesellen sich aber auch schon die Premieren aus Demis Volpis erster Spielzeit an der Ham-
burgischen Staatsoper.
Die Wiederaufnahme von Neumeiers Ballett DIE MÖWE, frei nach dem Drama von Tschechow,
eröffnet die Spielzeit. Im Dezember hat dann Demis Volpis Ballett SURROGATE CITIES zur
Musik von Heiner Gobbels Premiere, eine Neufassung der Uraufführung aus dem Jahr 2024 für
das Ballett am Rhein, Volpis alter Wirkungsstätte. Das Werk setzt sich auseinander mit dem
Kosmos Stadt und dem manchmal komplizierten Verhältnis zum in ihm lebenden Individuum.
Der vierteilige Ballettabend KEIN ZURÜCK erweitert das Repertoire neben einer Inszenierung
von Volpi um drei neue choreografische Stimmen: Marcos Morau, Xie Xin (beide werden eine
Uraufführung bringen) und Angelin Preljocaj. In allen Werken des Abends geht es um die Mo-
mente, in denen es kein „Zurück zum Vorher“ mehr gibt – wie jeder Mensch sie kennt. Ein
Höhepunkt der Saison dürfte die Weltpremiere von WUNDERLAND werden, die die 51. Ham-
burger Ballett-Tage eröffnet. Alexei Ratmanskys Ballett ist von Lewis Carolls Klassikern „Alice
im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“ inspiriert. Der Hauschoreograf des New York
City Ballet beherrscht wie kaum ein anderer die Kunst, klassische Balletttechnik mit einer inno-
vativen Ballettsprache zu verweben.
Als Repertoirestücke sind unter anderem geplant: DIE KAMELIENDAME, DER NUSSKNACKER,
TOD IN VENEDIG, NIJINSKY, DEMIAN, THE TIMES ARE RACING und SLOW BURN. Das in
seiner Vielfalt und seinem Erfolg kaum zu übertreffende Werk John Neumeiers bleibt uns also
weiter erhalten.
Anmerkung: Da nicht alle Bühnen vor Redaktionsschluss ihre Programme bekanntgegeben haben,
erhebt unsere Vorschau keinen Anspruch auf Vollständigkeit.