Intendant Joachim Lux © Isabel Machado
Intendant Joachim Lux © Isabel Machado

Theaterpremieren 2024/2025

Thalia, Schauspielhaus, Ohnsorg und das Ernst Deutsch Theater stellen ihre Pläne vor

 

THALIA THEATER

Wechsel allerorten: Intendant Joachim Lux stellte seine 16. und letzte Spielzeit vor, zum Spielzeitende 2024/2025 wird er sich verabschieden. Deshalb blickte Lux erst einmal zurück auf viele erfolgreiche Jahre in seinem Hause. Er rief einst die Lessingtage ins Leben, die auch 2025 wieder stattfinden werden,
und führte das Thalia Theater auf die internationale Bühne – Theater soll und muss Grenzen überwinden, auch die ganz konkreten Landesgrenzen. In der nächsten Saison sind Inszenierungen des Thalia Theaters denn auch zu fünf internationalen Festivals eingeladen. Wichtig ist Joachim Lux die Fest-stellung, dass seine Bühne eine „szenische Galerie der Gegenwart“ sei, historisierende Inszenierungen finden hier nicht mehr statt. Das Publikum ist diesen Weg mitgegangen, wovon die hohen Besucher-zahlen ein deutliches Zeugnis ablegen. Wichtig ist für den Theaterleiter der Hinweis, dass im Thalia kein Star-, sondern Ensembletheater gemacht wird: „Das Ensemble ist der Star!“ Sehr schade allerdings,
dass zum Ende der Saison die Publikumslieblinge Jens Harzer, Marina Galic und Sebastian Zimmler
das Haus verlassen werden.

 

In der neuen Spielzeit stehen sieben Premieren und eine beachtliche Anzahl Repertoirestücke auf dem Programm. Los geht es mit T.C. Boyles aktuellem Bestseller BLUE SKIES in der Regie von Jan Bosse.
Boyle verarbeitet die klimaökologische Gesamtlage in eine sehr komisch-verzweifelte Groteske. Eine ähnliche Thematik verfolgen Regisseur
Antú Romero Nunes und die Autorin Dörte Hansen. Ihre Adaption eines berühmten Tschechow-Klassikers wird zu einer düsteren Komödie:
DER APFELGARTEN.

 

Nicolas Stemann inszeniert DIE ORESTIE (nach Aischylos/Sophokles/Euripides) und stellt damit die 2500 Jahre
alte Frage neu, warum Menschen es nicht schaffen, aus dem Kreislauf von Rache und Vergeltung auszubrechen.
LEGENDE: Kirill Serebrennikov bringt zehn Motive aus der Welt des Regisseurs Sergey Paradjanov, der für sein poetisch-surreales Kino
geschätzt wurde, auf die Bühne. Es folgt ein Abend über das möglicherweise zutiefst männliche Heldentum und die verheerenden Folgen –
frei nach Sophokles und Luc Besson fragt sich AJAX IM RAUSCH DER TIEFE was passiert, wenn man(n) immer nur der zweite ist, sich
beleidigt und benachteiligt fühlt.

 

Alfred Jarrys über 100 Jahre altes Stück KÖNIG UBU hat im Februar in der Regie von Johan Simons Premiere. Ubu lebt seine Allmachts-
fantasien aus, er massakriert und terrorisiert das eigene und andere Völker. Der egomanische Tyrann ist zu dumm, um anders handeln zu
können, und alle leiden unter ihm. Hört sich irgendwie bekannt und hochaktuell an? Last but not least: DIE JAHRE von Literaturnobelpreis-
trägerin Annie Ernaux. Ihr zentrales Anliegen ist, „etwas von der Zeit zu retten, in der man nie wieder sein wird“. Im Mai bringt Hausregisseurin Jette Steckel mit diesem Stück ihre neunzehnte Inszenierung für das Thalia zur Aufführung.

 

DEUTSCHES SCHAUSPIELHAUS

Seit elf Jahren leitet Karin Beier nun schon erfolgreich das Deutsche Schauspielhaus, mit 1.200 Plätzen das größte Sprechtheater Deutsch-
lands. Die nun zu Ende gehende Spielzeit dürfte eine der erfolgreichsten werden – besonders die fünfteilige Antikenserie „Anthropolis“ hat
sich zu einem absoluten Renner entwickelt. Auch dabei bleibt Beier ihrem Credo treu, dass jedes Stück, sei es ein Klassiker oder zeitgenös-
sisch, auf seine Weise auch immer aufmerksam die aktuellen Zeitumstände reflektiert. Genauso wird es in der kommenden Saison weiter-
gehen, in der uns acht Premieren erwarten, davon drei Uraufführungen.

 

Im September beginnt die Spielzeit mit Bertold Brechts HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI, wo es um die moralische und ökono-
mische Überschuldung der Gesellschaft in der Welt geht, die heute mehr denn je untragbar geworden ist. In der Titelrolle endlich wieder
zurück am Schauspielhaus: der umwerfende Joachim Meyerhoff! Es folgt die Inszenierung DIE MASCHINE ODER: ÜBER ALLEN GIPFELN
IST RUH von Georges Perec und Johann Wolfgang von Goethe. Anhand von Goethes „Wandrers Nachtlied“ versucht eine Maschine, den
Kern der Poesie zu analysieren, einmal mehr geht es darum, den Unterschied zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz zu ergründen. Regisseurin Katie Mitchell inszeniert BERNARDA ALBAS HAUS von Alice Birch nach Federico García Lorca und zeigt, „was ein repressives patriarchalisches System“ ausrichten kann.

 

In seinem Ende der 1920er Jahre entstandenen Großstadtroman FABIAN ODER DER GANG VOR DIE HUNDE beschreibt Kästner den Ab-
grund, dem sich Deutschland und Europa zu der Zeit näherten. „Die Vernunft geht ins Exil“ konstatierte Kästner damals. Ähnlichkeiten mit der heutigen Zeit sind natürlich rein zufällig… Endlich ein neues Radioshowprogramm: Dieses Mal gehen Barbara Bürk und Clemens Sienknecht 
mit Friedrich Schillers KABALE UND LIEBE auf Sendung, allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie. Mal schauen, was daraus
wird – Regisseur Falk Richter und Choreografin Anouk van Dijk entwickeln gemeinsam ein Projekt zu den Themen KI und Vergänglichkeit, Arbeitstitel A PERFECT SKY. Noch steht nicht fest, welches Stück KARIN HENKEL inszenieren wird, klar ist aber schon, dass Studio Braun wieder einen vermutlich unvergesslichen Beitrag zum Repertoire des Schauspielhauses liefern wird. Jacques Palminger, Rocko Schamoni und Heinz Strunk inszenieren Strunks Erfolgsroman EIN SOMMER IN NIENDORF.

 

OHNSORG THEATER

Komödie, Krimi, Klassiker – das Ohnsorg Theater bietet mit sechs Premieren wieder für jeden Geschmack etwas, vor allem viel Humor. Weiter-
hin werden die Stücke sowohl auf Platt als auch auf Hochdeutsch betitelt. Eine schöne Idee des Ohnsorg Theaters ist die jeden Donnerstag
um 18.45 Uhr vor der Aufführung stattfindende kostenfreie Einführung in plattdeutsche Begriffe und das Stück. Bereits Ende August startet das Theater mit Neil Simons wundervoller Komödie BARFOOT IN’N PARK – VERLIEBT, VERLOBT, VERKRACHT in die neue Spielzeit. Ein junges
Paar muss sich nach den Flitterwochen im Alltag zusammenraufen – was nicht so einfach ist, wenn beide völlig unterschiedlich ticken.
So unberechenbar, turbulent und witzig kann nur Theater sein: ALARM IN’T THEATERHUUS – CARMEN DARF NICHT PLATZEN. Die Show
muss weitergehen, auch wenn der Star nicht erscheint und die Assistentin einspringt, was nicht jedem gefällt…

 

Silvesterparty in einer Kleinstadt, in ANNAS SLAAPSTUUV gehen Leute ein und aus, der Bürgermeister ist verschwunden, war es etwa eine ENTFÜHRUNG AUF BESTELLUNG? Genauso unübersichtlich waren die Reisen des Odysseus, kein Wunder allerdings, war er doch eigentlich Friese und kam im Mittelmeerraum sprachlich nicht so gut zurecht ODDOS SEE – EINE IRRE FAHRT. Die wohl bekannteste Familie Nord-deutschlands trifft sich im Ohnsorg, John von Düffel hat die zentralen Motive von Thomas Manns Roman BUDDENBROOKS – EINE FAMILIEN-SAGA für die Bühne adaptiert. Irgendwann muss man einfach anfangen, sich seine Wünsche zu erfüllen: TIET IS GELD – JETZT ODER NIE.
Wie ärgerlich aber, wenn die großen Pläne zerplatzen, weil bei einem Bankraub die Ersparnisse abhanden-kommen. Oder ist ein Bankraub nicht überhaupt die Idee…?

 

ERNST DEUTSCH THEATER

Für das Ernst Deutsch Theater steht seit jeher fest: Das Theater ist ein Ort für Geschichten, die zu erzählen sich lohnen. Hier wird eine Welt erschaffen, die Zuflucht bietet, Freude und Hoffnung schenkt, und Antworten auf Fragen gibt, die alle beschäftigen. Auch in der neuen Spielzeit möchte das Haus „Lichtblicke“ schaffen, unter diesem Motto steht die gesamte Saison. Es geht los mit ODYSSEE ODER DAS KALYPSOTIEF, einer Neuschreibung der ersten acht Gesänge von Homers Epos durch Daniel Schütter, die erstaunliche Parallelen zum Heute aufweisen.
Die großartige Gilla Cremer ergründet gemeinsam mit dem Pianisten Gerd Bellmann das Wesen der FREUNDSCHAFT, während Molière in
seinem immer aktuellen Klassiker DER GEIZIGE zeigt, wie Geld den Charakter verderben kann.

 

Es folgt ein Klassiker der Moderne: WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? von Edward Albee. Bei diesem „hochprozentigen ehelichen Abnutzungskrieg“ von Martha und George haben schon viele tolle Schauspielerinnen und Schauspieler gemeinsam auf der Bühne gestanden
und sich ein dramatisches Gefecht geliefert, im Ernst Deutsch Theater gehen nun Anika Mauer und Luc Feit auf eine Achterbahnfahrt der
Gefühle. Bei diesen beiden ist die Liebe noch jung: In Shakespeares berühmten Stück ROMEO UND JULIA geht es um den unüberwindlichen Gegensatz von Liebe und Hass. Carmen Korns Erfolgsroman TÖCHTER EINER NEUEN ZEIT über vier sehr verschiedene Hamburger Freundinnen, alle geboren im Jahr 1900, wurde für die Bühne bearbeitet. Bei allen Erschütterungen, die diese Vier erleben, durch zwei Weltkriege hindurch, bleibt ihre Freundschaft bestehen, genauso wie die Hoffnung, dass eine neue, bessere Zeit anbrechen möge, dass ein „Lichtblick“ sich zeige.

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