Sonja Anders, Thalia Theater © Fabian Hammerl
Sonja Anders, Thalia Theater © Fabian Hammerl

Ein- und Ausblicke - Spielzeitvorschau, Teil 2

Weitere Bühnen haben ihre Spielpläne für die neue Saison veröffentlich

 

THALIA THEATER
Frischer Wind im Thalia Theater? Auf den ersten Blick kann man sagen: ja. Denn nicht
nur hat das Thalia Theater mit Sonja Anders eine neue Intendantin, es wurden auch gleich
Logo, Corporate Design und Internetauftritt verändert. Weg vom schwarz-weißen Auftritt
der letzten 10 Jahre, mit den Textzeilen, die an ungewohnten Stellen in den Worten getrennt
wurden und so die Blicke auf sich zogen. Jetzt ist alles viel bunter – in jeder Beziehung.
Zudem sollen in Zukunft die Frauen mehr zu Wort kommen. Da das neue Staatsopern-Team
wieder komplett männlich besetzt wurde, darf man sich nun also freuen, dass das zweite
staatliche Sprechtheater neben dem Schauspielhaus ebenfalls in weibliche Hände kommt.
Inwieweit sich die Bühne dadurch verändert, wird man sehen. Neugierig macht der neue
Spielplan auf jeden Fall.


Selbstverständlich werden weiterhin auch Stücke von Männern gespielt… Los geht es mit
Shakespeares wundervoller Hommage an die Liebe: WAS IHR WOLLT geht der Frage auf
den Grund, was wir eigentlich lieben: den anderen, eine Vorstellung vom anderen oder gar
nur uns selbst? Zeitlos aktuell. In MARSCHLANDE, eine Uraufführung nach dem Roman
von Jarka Kubsova, Regie Jorinde Dröse, geht es um zwei Frauen im Kampf um Selbstbe-
stimmung – über 500 Jahre hinweg. Rhea Leman fragt in ARENDT nach dem Wesen der
berühmten Denkerin Hannah Arendt und ihrer Zeit. DIE WUT, DIE BLEIBT nach dem Er-
folgsroman von Mareike Fallwickl wurde bereits bei den Salzburger Festspielen gefeiert,
mit GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN kommt ein weiterer Klassiker auf die Bühne. Es folgt
HOPE, ein mehrsprachiger Theaterabend mit Tanz und Musik. GOETHES FAUST - ALLER-
DINGS…
– die aus dem Schauspielhaus bekannte schräge Radioshow-Serie hat nun am
Thalia mit einer neuen Folge Premiere, SANKT FALSTAFF orientiert sich sehr frei an
Shakespeares Henry IV. DIE KLEINE MEERJUNGFRAU wird zur bunten und atemberauben-
den Drag-Show, Kleists böser Komödie DER ZERBROCHENE KRUG folgt das Singspiel
HARD TIMES nach Charles Dickens‘ Roman. Die Saison schließt mit THE BOYS ARE
KISSING
in der Regie von Anne Lenk, eine scharfsinnige Komödie über die Bruchstellen der
Toleranz in unserer zunehmend überforderten Gesellschaft. Was für ein ful-
minantes Programm!

 

SYMPHONIKER HAMBURG
Wie in jedem Jahr stellt DANIEL KÜHNEL, der Intendant der Symphoniker Hamburg, der
Spielzeit ein Motto voran: „Jeder Schritt ist Unermesslichkeit“ (Goethe). Es geht um erste
Schritte, und damit also auch allgemein um den Anfang. Denn das macht den Menschen ja
aus: seine Fähigkeit, alles zu überdenken und wieder ganz neu zu beginnen. Eine Fertigkeit,
die wir in diesen schwierigen Zeiten vielleicht mehr brauchen als jemals zuvor. Und so spie-
gelt sich der Anfang, der erste Schritt, auch im Konzertprogramm, von Mahlers erster Sym-
phonie über Schostakowitschs Opus 1 zu Coplands „Appalachian Spring“ („Quelle in den
Appalachen“). Aber natürlich, so Daniel Kühnel, kann man die ganze wunderbare Musik auch
völlig ohne philosophischen Hintergrund genießen.


Wieder wird es zehn Symphonische Konzerte, acht Kammerkonzerte, dazu die VielHarmonie
und die Morgen Musik geben. Neben den großen Meistern Bach, Haydn, Mozart, Beethoven,
Schostakowitsch, Debussy und vielen anderen, tauchen erfreulicherweise auch Namen von
seltener aufgeführten Komponisten wie CHARLES IVES, LEONARD BERNSTEIN, EDWARD
ELGAR, MANUEL
DE FALLA, HECTOR BERLIOZ, PHILIP GLASS auf. Neben Chefdirigent
SYLVAIN CAMBRELING, der Ersten Gastdirigentin HAN-NA CHANG sowie HARRY OGG
werden auch diverse hochkarätige Nachwuchs-Dirigenten ihr Debüt in Hamburg geben. Freuen
können wir uns dazu auf bekannte Solistinnen und Solisten wie MARTHA ARGERICH, KATHA-
RINA
KONRADI, RENAUD CAPUÇON, TRULS MØRK, SERGEI NAKARIAKOV, MICHAEL
SPYRES, ALBRECHT
MAYER und viele mehr. Ein besonderer Abend steht aus Anlass des
Thomas-Mann-Jahres auf dem Programm: Eine musikalisch-literarische Operngala, in der
Hans-Jürgen Schatz aus dem „Zauberberg“ liest und die Symphoniker die Werke spielen, die
Hans Castorp im Roman auf seinem Grammophon anhört. Eine ganz besondere Form der
künstlerischen Verdichtung, die einen neuen Blick auf diesen Literatur-Klassiker ermöglicht.

 

DEUTSCHES SCHAUSPIELHAUS
In der neuen Spielzeit feiert das Deutsche Schauspielhaus seinen 125. Geburtstag! Und eilt
unter der Intendanz von Karin Beier von Auszeichnung zu Auszeichnung, gerade sind wieder
zwei Inszenierungen zum diesjährigen Berliner Theatertreffen eingeladen worden. Die Be-
sucherzahlen zeugen ebenfalls von großem Erfolg. Besonders durch den Zuspruch des Publi-
kums fühlt sich die Intendantin ermutigt, auf dem eingeschlagenen künstlerischen Weg weiter
zu gehen, und sie beschwört einmal mehr die große Kraft der Phantasie, der wir alle im Theater
ungehindert ihren Lauf lassen können.


Acht Premieren sind im Großen Haus geplant. Regie-Urgestein Frank Castorf widmet sich
Shakespeares unvergänglichem Anti-Helden HAMLET. Der Franzose Philippe Quesne, ein
Meister des skurril-fantastischen Bildtheaters, geht in VAMPIRE’S MOUNTAIN dem gerade
wieder sehr aktuellen Phänomen der Vampirerzählungen auf den Grund. Analytisch, beo-
bachtend, kalt erzählt Ágota Kristóf in DAS GROSSE HEFT von zwei Jungen in einer Welt
ohne Spiel, in der alles Training für den Ernstfall ist. Als Familienspektakel wird Walter Moers
STADT DER TRÄUMENDEN BÜCHER angekündigt – eine fantastische Liebeserklärung an
die Welt der Bücher!

Zeitlos aktuell: DIE MÖWE von Anton Tschechow. Fast alle Figuren des Stücks sind irgendwo
angekommen. Nur nicht dort, wo sie eigentlich hinwollten. Wege aus der Schaffenskrise fand
dagegen die dänische Dichterin Inger Christensen mit ihrem sprachmagischen Gedicht
alphabet. Es folgt eine neue Inszenierung von Claudia Bauer („Die Schattenpräsidentinnen…“),
der Titel steht noch nicht fest. Und zuletzt beschreibt Erich Kästners hellsichtiger Roman
FABIAN ODER DER GANG VOR DIE HUNDE eine Welt am Abgrund: Der Autor stand dabei,
als seine Bücher 1933 in Flammen aufgingen. Sein Appell an die Menschen, das Denken
nicht anderen zu überlassen, ist zurzeit so dringlich wie schon sehr lange nicht mehr. Leider.

 

OHNSORG THEATER
Ohnsorg-Intendant Michael Lang hat sich bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen
Programms sehr zufrieden gezeigt mit den Besucherzahlen in seinem Haus. Nach dem Einbruch
durch die Pandemie geht es für Ohnsorgs weiter stetig bergauf. Beflügelt durch die Akzeptanz
der gezeigten Produktionen durch das Publikum will Michael Lang den eingeschlagenen Weg
zusammen mit seinem Team und dem Ensemble weitergehen und auch in Zukunft „spannende
norddeutsche, sinnstiftende Geschichten erzählen, weiterhin Brücken bauen, vermeidliche Hemm-
schwellen abbauen und unserem Publikum eine fein ausbalancierte Mischung zwischen Tradition
und Weiterentwicklung bieten.“


Die kommende Saison soll im Zeichen der Begegnungen stehen, im Miteinander, im gegenseitigen
Verständnis. Zum Beispiel im Stück WIE IM HIMMEL – AS IN’N HEVEN, nach dem gleichnamigen
Oscarnominierten Film, in dem ein nach Ruhe suchender Star-Dirigent die Leitung eines Dorfchores
übernimmt und alle gemeinsam die heilende Kraft der Musik entdecken. Für WI SÜND DE NE’EN –
WOHNGEMEINSCHAFTEN war ebenfalls ein Film das Vorbild: Zwei Wohngemeinschaften in einem
Haus finden sich in einem Generationenkonflikt der ungewöhnlichen Art. KRIBBELN IN‘N BUUK –
DER HIMMEL VOLLER GEIGEN geht mit Humor der Frage nach, ob Speed Dating (auch?) im
reifen Alter zum Erfolg führt.


Gemeinsam wurden sie berühmt: Die Hamburger JUNGS VUN DE WATERKANT – DIE GE-
BRÜDER WOLF
– bis ihre Karriere im Nationalsozialismus abrupt endete. Ebenfalls in dieser
dunklen Zeit spielt DEUTSCHSTUNDE – BILLER IN FLAMMEN, der Klassiker von Siegfried
Lenz. Zum Abschluss der Saison steht die schwarze Komödie VEER LÜÜD IN’N NEVEL –
REIF FÜR DIE INSEL
auf dem Programm. Als Teilnehmer eines Team-Bildungskurses Schiff-
bruch erleiden und ums Überleben kämpfen, gerät der Team-Geist doch etwas ins Abseits…
Intendant Lang hat nicht zu viel versprochen: ein toller und abwechslungsreicher Spielplan!

 

Anmerkung: Da nicht alle Bühnen vor Redaktionsschluss ihre Programme bekanntgegeben
haben, erhebt unsere Vorschau keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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