
Neuer Volksbühnenpreis
Der Bund Deutscher Volksbühnen fördert den Autoren-Nachwuchs
Am 29. Mai wurde im Rahmen der Ruhrfestspiele Recklinghausen der erste „Volks-
bühnenpreis für Theaterliteratur“ an die in Berlin lebende Chinesin Sunan Gu für ihr
Stück „Maus, Geld, Gespenst“ verliehen. Mit diesem Preis will der Bund Deutscher
Volksbühnen (BDV), ein Zusammenschluss von 54 Volksbühnenvereinen, Nach-
wuchsautorinnen und -autoren des deutschsprachigen Raumes fördern. Für die
erste Ausschreibung wurden 92 Stücke von großer Vielfalt und hoher Qualität einge-
reicht, aus denen eine unabhängige Jury (Christina Zintl, Ko-Intendantin des Schau-
spiels Essen, Yvonne Büdenholzer, Leiterin des Suhrkamp Theater Verlags, Jan Hein,
Chefdramaturg der Ruhrfestspiele Recklinghausen, Regisseurin Jorinde Dröse sowie
Johanna Sandberg vom Vorstand des BDV) die Gewinnerin auswählte. Die Auszeich-
nung umfasst ein Preisgeld von 5.000 Euro, einen dotierten Werkvertrag zur Um-
setzung des Sieger-Stücks sowie die Uraufführung bei den Ruhrfestspielen 2026 als
Koproduktion mit dem Schauspiel Essen.
„Maus, Geld, Gespenst“ ist ein kraftvoller, verstörender und gleichzeitig sehr berüh-
render Text, der – angesiedelt zwischen Berlin und Peking – die großen Themen
Globalisierung und Privilegien, soziale Ungleichheit, Sinnsuche und das Finden von
Identität auslotet. Die Jury war begeistert: „In Beziehungskonstellationen zwischen
zwei Kontinenten zeichnet Sunan Gu sprachlich sehr poetisch und mit hohem Tem-
po ein großes, reiches Tableau an Stimmen, die erst lose nebeneinander stehen und
dann immer enger miteinander verwoben werden. In schnellen Wechseln zwischen
verschiedensten Orten und dem Aufeinandertreffen der Figuren greifen harte Realität
und surrealistische (Alb)traumbilder ineinander. Mäuse, Menschen, Götter und Geister
interagieren selbstverständlich miteinander... Im Zentrum des Stückes stehen dabei
die schillernden, widerständigen und gleichzeitig schmerzhaft „verloren“ wirkenden
Figuren – ihre Sehnsüchte, Kämpfe, Suche nach Liebe und Zugehörigkeit, einem Ort
für ihre Zukunft…“.
Sunan Gu wurde 1995 in Peking geboren und wuchs in Sydney, London und Berlin auf.
Nach Stationen als Regiehospitantin an der Volksbühne Berlin und als Regieassistentin
am Schlachthaus Theater Bern sowie am Berliner Ringtheater machte sie den Bachelor
in Theaterwissenschaft am Goldsmiths College, University of London. Seit 2022 studiert
sie bei Prof. John von Düffel Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin.
Zu ihren bevorzugten Themen zählen Identität, Moral und die Erfahrungen asiatischer
Einwanderinnen.
Der BDV, bei dem sich unser Vorsitzender Professor Fredrik Schwenk als Beisitzer im
Vorstand engagiert, möchte mit diesem alle 3 Jahre ausgelobten Preis nicht nur den
Nachwuchs fördern. Gemeinsam mit seinen Partnern und Unterstützern – dem Deut-
schen Gewerkschaftsbund, den Ruhrfestspielen Recklinghausen, dem Grillo-Theater
Essen und dem Suhrkamp Theater sowie der Sparkasse Essen und der Kulturstiftung
des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands – soll er einen starken Impuls für die
Zukunft des Theaters allgemein geben.