Bucerius Kunst Forum: Kinder, Kinder!
Die Ausstellung „Kinder, Kinder!
Zwischen Repräsentation
und Wirklichkeit“ widmet
sich ganz der Darstellung von Kindern
in der Kunst vom 16. bis zum 21.
Jahrhundert. In sechs Kapiteln nähert
sich das Bucerius Kunst Forum dem
Thema aus unterschiedlichen Perspektiven
und zeigt neben Gemälden
auch Fotografien, Arbeiten auf Papier, Druckgrafiken, Medienkunst und
Skulpturen. In der Ausstellung werden
unter anderem Werke von Tizian,
Anthonis van Dyck, Oskar Kokoschka,
Paula Modersohn-Becker, Nobuyoshi
Araki, Joshua Reynolds, Judith Leyster
und Gerhard Richter gezeigt. Dieser
Facettenreichtum beleuchtet die vielfältigen
Blickwinkel auf Kinderbildnisse
und ihre unterschiedlichen Funktionen
im Lauf der Jahrhunderte.
Ob als Symbol von Herrschaft, als
Ausdruck von Mitgefühl oder als
Momentaufnahmen glücklicher und
trauriger Kindheiten: Die Darstellungen
zeugen vom Wandel des Verständnisses
vom Kindsein. Sie werfen
ein Schlaglicht auf die Bedeutung
der wichtigen Lebensphase Kindheit,
gleichzeitig lassen sich an ihnen
Wertvorstellungen, Strukturen und
Machtverhältnisse einer Gesellschaft
ablesen.
Der Rundgang beginnt mit Darstellungen
der Madonna mit Kind. Hierbei
werden die Vorstellungen von der
Mutter-Kind-Beziehung und ihr Einfluss
über Jahrhunderte hinweg deutlich.
Der Vater bleibt meist im Hintergrund.
Erst wenn es darum geht, den
Stammhalter der Familie vorzustellen,
zeigen sich die Väter stolz an der Seite
ihrer jungen Söhne.
Das Kinderporträt entstand in adeligen
Kreisen um 1500 und sollte den
Fortbestand und Herrschaftsanspruch
der Familien untermauern. Vor diesem
Hintergrund werden die Thronfolger
oftmals in Rüstung als „kleine
Erwachsene“ in ihrer zukünftigen Rolle
präsentiert. Eine weitere, eher spielerische
Variante ist das „Portrait historié“,
bei dem die Kinder beispielsweise
als antike Götter dargestellt wurden.
Töchter wurden bereits im jüngsten
Alter aus heiratspolitischen Gründen
abgebildet. Denn durch strategische
Eheanbahnungen und frühe Verheiratung
konnten der politische Einfluss
und die territoriale Macht der eigenen
Familie ausgebaut werden. Später ließen
auch wohlhabende nicht-adelige
Kreise und das gehobene Bürgertum
ihre Kinder porträtieren.
Ende des 17. und im 18. Jahrhundert
änderte sich die Auffassung von Kindheit
grundlegend, Kindern
wurde nun eine eigene
Entwicklung jenseits der
Welt der Erwachsenen zugestanden,
was sich natürlich
auch in den Bildmotiven
manifestiert, die Kinder
nun zum Beispiel bei
kindlichen Tätigkeiten wie
dem Spielen zeigen.
Die Ausstellung ist wunderbar
für die ganze Familie
geeignet, nicht nur,
weil Kinder sich ja immer
brennend für Gleichaltrige
interessieren. Erstmals
steht für junge Besucherinnen
und Besucher im
Grundschulalter ein Entdeckungskoffer
zur Verfügung,
der kostenfrei an
der Kasse oder Garderobe
ausgeliehen werden kann.
So haben Kinder die Möglichkeit,
Kunst auf spielerische
Weise zu entdecken
– mit Fernrohr, Farbbrille,
Prisma und Lupe kann die
Ausstellung erkundet werden und spannende Aufgaben lenken
die Aufmerksamkeit auf Details in der
Kunst. Eine schöne Idee – nicht nur
für Regentage!
„Kinder, Kinder! Zwischen Repräsentation und
Wirklichkeit“, bis 6. April 2026, Bucerius Kunst
Forum, Alter Wall 12, 20457 Hamburg, täglich
11 – 19 Uhr, Do bis 21 Uhr (Öffnungszeiten an
Weihnachten/Neujahr ggf. abweichend).
Weitere
Informationen auf www.buceriuskunstforum.de