John Stanton Ward: Die Newspaper Boys © Tate Gallery, London
John Stanton Ward: Die Newspaper Boys © Tate Gallery, London

Bucerius Kunst Forum: Kinder, Kinder!

Die Ausstellung „Kinder, Kinder!
 Zwischen Repräsentation
 und Wirklichkeit“ widmet 
sich ganz der Darstellung von Kindern 
in der Kunst vom 16. bis zum 21.
 Jahrhundert. In sechs Kapiteln nähert
 sich das Bucerius Kunst Forum dem
 Thema aus unterschiedlichen Perspektiven 
und zeigt neben Gemälden
 auch Fotografien, Arbeiten auf Papier, Druckgrafiken, Medienkunst und 
Skulpturen. In der Ausstellung werden
 unter anderem Werke von Tizian, 
Anthonis van Dyck, Oskar Kokoschka, 
Paula Modersohn-Becker, Nobuyoshi
 Araki, Joshua Reynolds, Judith Leyster 
und Gerhard Richter gezeigt. Dieser 
Facettenreichtum beleuchtet die vielfältigen 
Blickwinkel auf Kinderbildnisse 
und ihre unterschiedlichen Funktionen 
im Lauf der Jahrhunderte.

 

Ob als Symbol von Herrschaft, als 
Ausdruck von Mitgefühl oder als 
Momentaufnahmen glücklicher und 
trauriger Kindheiten: Die Darstellungen 
zeugen vom Wandel des Verständnisses 
vom Kindsein. Sie werfen
 ein Schlaglicht auf die Bedeutung
 der wichtigen Lebensphase Kindheit,
 gleichzeitig lassen sich an ihnen
 Wertvorstellungen, Strukturen und 
Machtverhältnisse einer Gesellschaft
 ablesen. 

 

Der Rundgang beginnt mit Darstellungen 
der Madonna mit Kind. Hierbei
 werden die Vorstellungen von der 
Mutter-Kind-Beziehung und ihr Einfluss 
über Jahrhunderte hinweg deutlich.
 Der Vater bleibt meist im Hintergrund.
 Erst wenn es darum geht, den 
Stammhalter der Familie vorzustellen,
 zeigen sich die Väter stolz an der Seite 
ihrer jungen Söhne.

 

Das Kinderporträt entstand in adeligen 
Kreisen um 1500 und sollte den
 Fortbestand und Herrschaftsanspruch
 der Familien untermauern. Vor diesem
 Hintergrund werden die Thronfolger
 oftmals in Rüstung als „kleine 
Erwachsene“ in ihrer zukünftigen Rolle 
präsentiert. Eine weitere, eher spielerische
 Variante ist das „Portrait historié“,
 bei dem die Kinder beispielsweise
 als antike Götter dargestellt wurden.
 Töchter wurden bereits im jüngsten
 Alter aus heiratspolitischen Gründen
 abgebildet. Denn durch strategische
 Eheanbahnungen und frühe Verheiratung 
konnten der politische Einfluss
 und die territoriale Macht der eigenen 
Familie ausgebaut werden. Später ließen
 auch wohlhabende nicht-adelige
 Kreise und das gehobene Bürgertum
 ihre Kinder porträtieren.

 

Ende des 17. und im 18. Jahrhundert
 änderte sich die Auffassung von Kindheit
 grundlegend, Kindern 
wurde nun eine eigene
 Entwicklung jenseits der 
Welt der Erwachsenen zugestanden,
 was sich natürlich 
auch in den Bildmotiven
 manifestiert, die Kinder 
nun zum Beispiel bei
 kindlichen Tätigkeiten wie 
dem Spielen zeigen.

 

Die Ausstellung ist wunderbar 
für die ganze Familie 
geeignet, nicht nur,
 weil Kinder sich ja immer 
brennend für Gleichaltrige 
interessieren. Erstmals
 steht für junge Besucherinnen 
und Besucher im 
Grundschulalter ein Entdeckungskoffer 
zur Verfügung,
 der kostenfrei an 
der Kasse oder Garderobe 
ausgeliehen werden kann.
 So haben Kinder die Möglichkeit, 
Kunst auf spielerische
 Weise zu entdecken
 – mit Fernrohr, Farbbrille,
 Prisma und Lupe kann die
 Ausstellung erkundet werden und spannende Aufgaben lenken
 die Aufmerksamkeit auf Details in der 
Kunst. Eine schöne Idee – nicht nur 
für Regentage!

 

„Kinder, Kinder! Zwischen Repräsentation und
 Wirklichkeit“, bis 6. April 2026, Bucerius Kunst
 Forum, Alter Wall 12, 20457 Hamburg, täglich
11 – 19 Uhr, Do bis 21 Uhr (Öffnungszeiten an
 Weihnachten/Neujahr ggf. abweichend).

Weitere
 Informationen auf www.buceriuskunstforum.de