Die aktuellen Premieren der Privat- und Staatstheater

"Vampire's Mountain" im Schauspielhaus © Katrin Ribbe

Die Neuproduktionen im Oktober:

 

DEUTSCHES SCHAUSPIELHAUS

VAMPIRE‘S MOUNTAIN


Ausflug in die geheimnisvolle Düsternis der Vampire: Mit einer 12-teiligen Buchreihe fasziniert der irische Autor Darren Shan seit 2001 jugendliche Leser in der ganzen Welt. Die „The Saga of Darren Shan“ erzählt von den Abenteuern des Jungen Darren, der vom Vampirmeister Mr. Crepsley zum Halbvampir gemacht wurde und nun als Crepsleys Assistent in die Geheimnisse der Untoten eingeweiht wird. Im vierten Band der Reihe gehen die beiden auf eine Reise zum Vampirberg, wo ein Konzil der Vampire stattfindet. Schon auf dem Weg dorthin müssen sie eine Menge Gefahren überstehen. Im Schauspielhaus wird diese Geschichte nun zu einem fantasievollen Horrortrip für Erwachsene. Der französische Szenograf und Regisseur Philippe Quesne taucht mit seiner Performancegruppe Studio Vivarium und dem Schauspielhaus-Ensemble

tief in die Vampirwelt ein und erschafft fantastische Bilder. Seine vielschichtigen Panoramen sind skurril und ästhetisch zugleich. Im vergangenen Jahr war Quesne auf Kampnagel mit dem „Garten der Lüste“ zu Gast. 

 

DEUTSCHES SCHAUSPIELHAUS

HAMLET

Es war eine politisch unruhige Zeit in England Anfang des 17. Jahrhunderts, kurz vor dem Tod von Königin Elisabeth I., als Shakespeare seine berühmteste und meistdiskutierte Tragödie schrieb: „Hamlet“, das Drama um den Dänenprinzen, der Rache an seinem Onkel Claudius für die Ermordung seines Vaters übt. Die Zeit ist aus den Fugen geraten, etwas ist faul, nicht nur im Staate Dänemark. Das galt für England damals, das gilt auch für heute - und fast überall. Umso spannender ist es, wie Altmeister Frank Castorf, bekannt für seinen radikalen und provokativen Regiestil, das Drama im Schauspielhaus in Bezug setzt zur jüngeren Vergangenheit, zur Gegenwart und Zukunft. Wahnsinn, Verrat, moralische Korruption, heimliche Liebe, Trauer, Wut, Tod und schließlich die Frage nach dem Sinn des Lebens – es ist alles drin. Im Vordergrund steht dabei immer der innere Konflikt von Hamlet, dem Zögerer, dem Zerrissenen, der zu entschlossenem Handeln nicht fähig ist.

 

THALIA THEATER

ARENDT

„Denken in finsteren Zeiten“ ist der Untertitel von Rhea Lemans Stück „Arendt“. Vertreibung aus Deutschland, Verhaftung in Frankreich, Flucht in die USA überschatteten das Leben der politischen Theoretikerin und berühmten Publizistin Hannah Arendt (1906 – 1975). Die amerikanische Autorin zeigt Arendt 1975 kurz vor der Verleihung eines Kulturpreises in Kopenhagen. Während Hannah über ihre Dankesrede nachdenkt, ziehen die entscheidenden Situationen ihres Lebens an ihr vorüber. Das Hotelzimmer wird zur Bühne, zum Schauplatz ihrer Gedanken. In Dialogen mit ihrem verstorbenen Mann oder dem Chefankläger im Prozess gegen Adolf Eichmann, den sie 1961 in Jerusalem als Berichterstatterin erlebte, geht es ihr schonungslos, auch sich selbst gegenüber, nur um die Wahrheit. In Dänemark wurde das Stück 2023 mit Erfolg uraufgeführt, das Thalia Theater zeigt die deutschsprachige Erstaufführung in der Inszenierung von Tom Kühnel. Die Titelrolle spielt Corinna Harfouch.

 

THALIA THEATER

DIE WUT, DIE BLEIBT

Es ist ein ganz normaler Abend, als Helene, Mutter von drei Kindern, auf den Balkon tritt und sich hinunterstürzt. Warum? Der Schock in der Familie ist groß. Doch Freundin Sarah springt ein und übernimmt das, wovor Helena in den Tod geflüchtet ist: den Alltag einer Frau in einer männerbestimmten Gesellschaft mit all den als selbstverständlich hingenommenen Anforderungen. Bis Helenes Tochter Lola die Wut packt und sie mit brachialen Mitteln den Kampf gegen die Männerdomäne aufnimmt. Mit ihrem Roman „Die Wut, die bleibt“ sprach die österreichische Autorin Mareike Fallwickl ihren Leserinnen direkt aus dem Herzen. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass nach der Uraufführung der Theaterfassung von Regisseurin Jorinde Dröse 2023 in Salzburg hunderte von Zuschauerinnen spontan aufsprangen und Beifall jubelten. Als Koproduktion mit den Salzburger Festspielen und dem Staatstheater Hannover kommt Jorinde Dröses ironisch-bissige Abrechnung mit dem Patriarchat jetzt ins Thalia Theater.

 

ALTONAER THEATER

DER UNTERTAN

Nach oben buckeln, nach unten treten: Nach diesem Prinzip macht Diederich Heßling, obrigkeitshöriger Bürger im wilhelminischen Kaiserreich zum Beginn des 20. Jahrhunderts, eine beispiellose Karriere. Als Kind wird er vom Vater gedemütigt, in einer bierseligen Burschenschaft wird er zum Stammtischagitator, als skrupelloser Fabrikerbe gewinnt er auch politischen Einfluss. Heßling ist das Paradebeispiel eines feigen Opportunisten. Heinrich Manns satirischer Roman „Der Untertan“, den er 1914 schrieb und der kurz nach dem Ersten Weltkrieg 1918 veröffentlicht wurde, gilt als wichtigstes literarisches Dokument über das deutsche Kaiserreich und die wilhelminische Gesellschaft. Im Altonaer Theater will Regisseurin Karin Drechsel herausarbeiten, welche Zeitbezüge es zu unserer Gesellschaft gibt. Wie wird man ein Untertan und welche Konsequenzen hat das? Wie geht man mit Hierarchien um und wie groß ist das Bedürfnis nach Autorität?

 

 

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